Lichtblick im Alltag

Ein Gedanke für Menschen von heute


Was als Liebeslied begann

Fast wie auf einem Jahrmarkt ging es beim Erntefest in Israel zu. Da stand einmal - vielleicht auf einem Schemel - ein junger Mann, den wohl kaum jemand kannte. Und er trällerte ein munteres Liedchen:
"Lasst mich euch ein Lied vorsingen, ein Liebeslied von meinem Freund und seiner Braut." Im Bild vom Weinberg und Winzer schildert er die Liebe eines Mannes zu seiner Frau, der alles für sie tut und nun auf eine gute Zeit hofft. Aber plötzlich wird aus dem Liebesliedchen eine Gerichtsrede, denn der Winzer erntet nur faule Beeren.
Und die Zuhörer sprechen das Urteil: Ja, niederreißen muss man den Weinberg.
Aber wer ist dieser Weinberg? "Du bist es! Du, der du zuhörst!" lautet die schreckliche Moral von der Geschicht'.

Es gehört zur Weltliteratur, das Weinberglied des Propheten Jesaja (5,1-7).
Der Prophet hält uns den Spiegel vor und brandmarkt die gottwidrigen Zustände nicht nur seiner Zeit. Denn das ist es, was Gott, der Winzer, zu allen Zeiten erhofft: Er hoffte auf Rechtsspruch - doch siehe da: Rechtsbruch - und auf Gerechtigkeit - doch siehe da: Der Rechtlose schreit.