Kar- und Ostertage 2020

ein wahrhaft besonderes Osterfest


Gedenken wird verschoben

Donnerstag, 7. Mai 2020

Paulus predigt in Antiochia in Pisidien in der heutigen Lesung aus der Apostelgeschichte in einer Synagoge. Er erinnert an die Geschichte des Hauses Israel. Damit will er die Abstammung Jesu erklären.

Geschichtliches Gedenken ist wichtig. Menschen müssen sich einordnen können in die Geschichte ihres Volkes oder des Landes, in dem sie leben.

Dieses Jahr ist ein wichtiges Gedenkjahr. Im Januar haben wir an den 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz gedacht. In Bruchsal haben wir dazu zum ersten Mal einen Gottesdienst gefeiert. Ein schwieriges Unterfangen, aber es war uns wichtig, die schlimmen Ereignisse vor Gott zu bringen.

Eingangstor

Konzentrationslager Buchenwald, Befreiung 11.4.1945,
75. Jahrestag des Gedenkens fiel aus.

Foto Marieluise Gallinat-Schneider

Viele Städte haben in der Zeit vom Herbst 2019 bis in das Frühjahr 2020 den 75. Jahrestag zur Erinnerung an ihre Zerstörung vor Kriegsende begangen.

Nun würden weitere Veranstaltungen folgen, morgen z. B. der 75. Jahrestag des Kriegsendes.

Durch die Kontaktverbote ist alles abgesagt, kein Gedenken mehr. Das Heft mit den Gedenkveranstaltungen von Bruchsal liegt auf meinem Schreibtisch und bleibt ungeöffnet.

An vielen Orten wird digital und virtuell eine Feier veranstaltet. Aber es ist nicht dasselbe. Ich denke, mahnende Worte, Zeichen des Gedenkens, Musik, Gebet, aber auch Erinnerungen von Zeitzeugen sind wichtig, um uns ins Gedächtnis zu rufen, welche Verantwortung wir tragen. Gerade die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen machen das Gedenken realer, sie machen deutlich, dass hinter jedem historischen Ereignis menschliche Schicksale stehen. Als ich bei einem Bericht über eine ausgefallene Veranstaltung im Fernsehen hörte, sie würde nächstes Jahr nachgeholt, dachte ich, wer von den Zeitzeuginnen lebt dann noch. Es werden momentan immer weniger, so dass sich nicht einfach alles verschieben lässt.

Außerdem machen gerade gefährliche Verschwörungstheorien die Runde. Im Judentum werden sogar die Schuldigen für die Coronainfektion gesucht. Dagegen müssen wir uns positionieren. Gedenken ist ein wichtiges Mittel dafür und ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Gesellschaft.

Wir dürfen der Pandemie nicht alles unterordnen. Es kann nicht sein, dass es keine anderen Nachrichten mehr gibt.

Durch die Gräueltaten des Nationalsozialismus und den daraus resultierenden Zweiten Weltkrieg sind Millionen von Menschen gestorben. Wir dürfen die Opfer und ihr Leid nicht vergessen, auch und gerade in der Pandemie nicht.

Marieluise Gallinat Schneider

Von Paphos fuhr Paulus mit seinen Begleitern ab und kam nach Perge in Pamphylien. Johannes aber trennte sich von ihnen und kehrte nach Jerusalem zurück. Sie selbst wanderten von Perge weiter und kamen nach Antiochia in Pisidien. Dort gingen sie am Sabbat in die Synagoge und setzten sich. Nach der Lesung aus dem Gesetz und den Propheten schickten die Synagogenvorsteher zu ihnen und ließen ihnen sagen: Brüder, wenn ihr ein Wort des Trostes für das Volk habt, so redet. Da stand Paulus auf, gab mit der Hand ein Zeichen und sagte: Ihr Israeliten und ihr Gottesfürchtigen, hört! Der Gott dieses Volkes Israel hat unsere Väter erwählt und das Volk in der Fremde erhöht, in Ägypten; er hat sie mit hoch erhobenem Arm von dort herausgeführt und fast vierzig Jahre durch die Wüste getragen. Sieben Völker hat er im Land Kanaan vernichtet und ihr Land ihnen zum Besitz gegeben, für etwa vierhundertfünfzig Jahre. Danach hat er ihnen Richter gegeben bis zum Propheten Samuel. Dann verlangten sie einen König, und Gott gab ihnen Saul, den Sohn des Kisch, einen Mann aus dem Stamm Benjamin, für vierzig Jahre. Nachdem er ihn verworfen hatte, erhob er David zu ihrem König, von dem er bezeugte: Ich habe David, den Sohn des Isai, als einen Mann nach meinem Herzen gefunden, der alles, was ich will, vollbringen wird. Aus seinem Geschlecht hat Gott dem Volk Israel, der Verheißung gemäß, Jesus als Retter geschickt. Vor dessen Auftreten hat Johannes dem ganzen Volk Israel Umkehr und Taufe verkündigt. Als Johannes aber seinen Lauf vollendet hatte, sagte er: Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet; aber seht, nach mir kommt einer, dem die Sandalen von den Füßen zu lösen ich nicht wert bin.

Apostelgeschichte 13,13-25