Kar- und Ostertage 2020

ein wahrhaft besonderes Osterfest


Schlimmer als Corona

Samstag, 18. April 2020

Ein katholischer Pfarrer verlässt seine Gemeinde. Der Schritt sei unumgänglich geworden, nachdem er wiederholt angefeindet worden war. Glasflaschen wurden vor der Eingangstür des Pfarrhauses zertrümmert, im Pfarrhaus erheblicher Sachschaden angerichtet, die Reifen des Autos zerstochen und sogar eine Morddrohung wurde auf dem Garagentor hinterlassen. ⋅1⋅

angekettete Sklaven

Musée d'Aquitaine, Bordeaux

Foto: Jörg Sieger

Das ist abscheulich. Das ist ein Verbrechen. Und diese Niedertracht wird nur noch abscheulicher, wenn man den Grund für diese Taten kennt. Der katholische Pfarrer heißt Patrick Asomugha und stammt aus Nigeria.

Der Südwestrundfunk berichtete gestern, dass Eltern gesagt haben sollen:

"Von dem Schwarzen lasse ich mein Kind nicht taufen." ⋅2⋅

Und beim Gottesdienst in Queidersbach sollen, als der Pfarrer jemandem bei der Kommunion die Hostie geben wollte, die Worte gefallen sein:

"Aus diesen dreckigen schwarzen Händen nehme ich nichts." ⋅3⋅

Patrick Asomugha war lange Jahre meine Ferienvertretung in Bruchsal. Auch dort musste er erleben, welche Vorbehalte es gegen schwarze Priester gibt. Als er mit schwarzem Anzug und Kreuz am Revers - also deutlich als Priester gekennzeichnet - einen Geburtstagsbesuch machen wollte, rief die Jubilarin die Polizei, weil ein schwarzer vor der Tür stünde. Und in einem anderen Zusammenhang musste ich erleben, wie Menschen sagten:

"Von einem Schwarzen lasse ich meinen Vater nicht beerdigen, dann lieber noch von einer Frau."

Patrick Asomugha hat bis heute viele Freunde in Bruchsal. Und er hat immer wieder große Unterstützung erfahren. Aber er erlebt auch das andere.

"Die Deutsche Bischofskonferenz bestätigte dem Evangelischen Pressedienst (epd), dass es auch in anderen deutschen Bistümern ähnliche Fälle von Rassismus gegen katholische Pfarrer anderer Herkunft und Hautfarbe gegeben habe." ⋅4⋅

Das ist eine Schande für unser Land. Das ist eine Schande für unsere Kirche. Und es ist unerträglich, dass solche Menschen, sich auch noch Christen nennen dürfen. Gemeinden, die solche Menschen in ihren Reihen dulden, sollten gar keine Priester mehr bekommen.

Gott möge mir verzeihen, wenn mich bei solchen Meldungen Zorn überkommt. Es dürfte ein großes Glück für diese Menschen sein, dass letztlich Gott ihr Richter sein wird und nicht ich. Für mich ist so etwas noch weit schlimmer als Corona.

Jörg Sieger

Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der HERR, euer Gott.

Levitikus (3. Buch Mose) 19,33-34

Anmerkungen

1 Vgl: Domradio.de, Afrikanischer Pfarrer verlässt Gemeinde nach Morddrohung Unumgänglicher Schritt = https://www.domradio.de/themen/bistue­mer/2020-04-17/unumgaenglicher-schritt-afrikanischer-pfarrer-verlaesst-gemeinde-nach-morddrohung (abgerufen am 18. April 2020). Zur Anmerkung Button

2 SWR Aktuell, Pfarrer soll in Queidersbach rassistisch beschimpft worden sein = https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/kaiserslautern/pfarrer-queidersbach-100.html (abgerufen am 18. April 2020). Zur Anmerkung Button

3 SWR Aktuell, Pfarrer soll in Queidersbach rassistisch beschimpft worden sein = https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/kaiserslautern/pfarrer-queidersbach-100.html (abgerufen am 18. April 2020). Zur Anmerkung Button

4 Domradio.de, Afrikanischer Pfarrer verlässt Gemeinde nach Morddrohung Unumgänglicher Schritt = https://www.domradio.de/themen/bistue­mer/2020-04-17/unumgaenglicher-schritt-afrikanischer-pfarrer-verlaesst-gemeinde-nach-morddrohung (abgerufen am 18. April 2020). Zur Anmerkung Button