Predigten aus der Praxis

Ansprachen für Sonn- und Festtage


Weihnachten - Am Tag

 

Die schönsten Weihnachtsgeschichten schreibt das Leben selbst. Und die allerschönsten haben auf den ersten Blick nicht einmal etwas mit Weihnachten zu tun. So wie die, die mir kürzlich per E-Mail weitergeleitet wurde.

Da hat eine Mutter ihr Kind am Abend zu Bett gebracht. Und dabei hat sie zu ihrer Tochter gesagt, sie brauche keine Angst zu haben, denn Gott wacht über sie und er passt auf sie auf. Mitten in der Nacht aber ist das Mädchen dann aufgewacht. Es hat sich ins Elternschlafzimmer geschlichen und ist ins Bett der Mutter gekrabbelt.

"Ich weiß", hat es zur Mama gesagt, "ich weiß, dass Gott auf mich aufpasst. Aber in Deinen Armen sagt er es viel lauter zu mir!"

Liebe Schwestern und Brüder,

das ist meine Weihnachtsgeschichte für das Jahr 2009.

Hier wird für mich auf so ungeheuer liebevolle Art und Weise deutlich, was Weihnachten eigentlich ist und warum wir überhaupt Weihnachten feiern. Gott braucht uns nicht, Gott bringt sich auch ohne uns zu Gehör, und er lässt Menschen auch ohne uns etwas von seiner Liebe spüren. Aber wie sagt dieses Kind? Ich weiß, dass Gott auf mich aufpasst, aber in deinen Armen sagt er es viel lauter!

Wenn Sie sich, nach all dem Trubel der vergangen Wochen, all dem Adventsrummel und der falschen Weihnachtsseligkeit die Frage stellen, warum wir das alles immer noch mitmachen, was es letztlich für einen Sinn macht, immer noch Weihnachten zu feiern, dann genau deswegen, weil wir Menschen zeigen können, dass wir sie gern haben, dass wir für sie da sind und sie in die Arme schließen. Und weil Gott dadurch lauter zu den Menschen spricht. Wenn wir von Gottes Liebe künden, dann spricht Gott lauter, verständlicher, deutlicher zu den Menschen als ohne uns.

Wenn Sie in der gestrigen Heiligen Nacht einem Menschen Freude bereitet haben, wenn Ihr Brief oder Ihr Anruf einen Menschen ein wenig glücklich gemacht hat, wenn große Kinderaugen zu leuchten begonnen haben, dann hat sich Gottes Liebe zu uns Menschen dort auf eine Art und Weise aussprechen können, wie es ohne uns nicht möglich wäre.

Es sind Menschen, die an Christus glauben, die ihm nachfolgen und seine Nachfolge überzeugend leben, Menschen, die seine Liebe weiterschenken und etwas von seinem Ideal auf der Welt gegenwärtig werden lassen - es sind solche Menschen, die es anderen leichter machen, etwas von Gottes Liebe zu erfahren.

Gott ist dort am leichtesten zu erleben, wo er durch Menschen wirken kann. Und kann man es schöner ausdrücken, als es dieses Kind seiner Mutter gegenüber getan hat? "Ich weiß, dass Gott auf mich aufpasst, aber in Deinen Armen sagt er es lauter zu mir!"

Nehmen Sie heute ganz einfach einen Menschen in den Arm, lassen Sie ihn Liebe und Zuwendung erfahren. Vermutlich weiß dieser Mensch bereits selbst, dass Gott ihn liebt. Aber in Ihren Armen spürt er diese Liebe wahrscheinlich noch viel deutlicher.

Amen.

Download-ButtonDownload-ButtonDownload-Button(gehalten am 25. Dezember 2009 in der Antonius- und Pauluskirche, Bruchsal)