Predigten aus der Praxis

Ansprachen für Sonn- und Festtage


4. Sonntag der Fastenzeit - Lesejahr A (1 Sam 16,1b. 6-7. 10-13b)

In jenen Tagen sprach der Herr zu Samuel: Fülle dein Horn mit Öl, und mach dich auf den Weg! Ich schicke dich zu dem Betlehemiter Isai; denn ich habe mir einen von seinen Söhnen als König ausersehen. Als sie kamen und er den Eliab sah, dachte er: Gewiss steht nun vor dem Herrn sein Gesalbter. Der Herr aber sagte zu Samuel: Sieh nicht auf sein Aussehen und seine stattliche Gestalt, denn ich habe ihn verworfen; Gott sieht nämlich nicht auf das, worauf der Mensch sieht. Der Mensch sieht, was vor den Augen ist, der Herr aber sieht das Herz. So ließ Isai sieben seiner Söhne vor Samuel treten, aber Samuel sagte zu Isai: Diese hat der Herr nicht erwählt. Und er fragte Isai: Sind das alle deine Söhne? Er antwortete: Der jüngste fehlt noch, aber der hütet gerade die Schafe. Samuel sagte zu Isai: Schick jemand hin, und lass ihn holen; wir wollen uns nicht zum Mahl hinsetzen, bevor er hergekommen ist. Isai schickte also jemand hin und ließ ihn kommen. David war blond, hatte schöne Augen und eine schöne Gestalt. Da sagte der Herr: Auf, salbe ihn! Denn er ist es. Samuel nahm das Horn mit dem Öl und salbte David mitten unter seinen Brüdern. Und der Geist des Herrn war über David von diesem Tag an. (1 Sam 16,1b. 6-7. 10-13b)

1989 - ich habe meinen ersten PC gekauft. Vergleichsweise winzig, mit einer Festplatte, über die man heute lachen würde.

Ich erinnere mich aber noch, als wäre es gestern gewesen, wie ich das erste Mal in so einem richtigen Computerladen gestanden bin. Ein Gerät war da neben dem anderen aufgebaut, die meisten davon - für mich damals - unerschwinglich teuer.

Und mitten im Raum stand ein großer schwarzer Tower; und damit die Kunden ihm ja nicht zu nahe kamen, war er rings herum mit einer Absperrung gleichsam eingezäunt.

Wow, dachte ich, was für ein Gerät.

Liebe Schwestern und Brüder,

naiv war ich damals was Computer angeht. Es war einzig und allein das Gehäuse, das mich faszinierte. Der war so riesig groß! Dass es darauf ankommt, was sich innen drin befindet und dass die kleinen PC's oftmals die viel ausgefeilteren und leistungsfähigeren sind, das kam mir damals nicht in den Sinn.

Heute weiß ich, dass das Gehäuse eines Rechners mit das unwichtigste ist. Die Komponenten, mit denen er ausgestattet ist, seine inneren Werte, das ist das eigentlich entscheidende. Heute weiß ich das und ich lasse mich deshalb nicht mehr so schnell vom Gehäuse blenden.

Gott geht sogar noch einen Schritt weiter. Er bleibt nicht nur nie bei der Fassade stehen, er begnügt sich darüber hinaus nicht einmal mit der Auflistung der eingebauten Komponenten. Ihm reicht nicht einmal, was alles drin steckt, sich hinter den Fassaden verbirgt. Er schaut nicht nur auf Herz und Nieren, er schaut sogar hinein.

Denn was nützt mir beim PC die tollste Festplatte, wenn das Teil schon einen Schlag abbekommen hat, und was will ich mit der leistungsstärksten Grafikkarte, die sich am Ende als Montagsproduktion entpuppt, voller kalter Lötstellen und mit fehlerhaftem Speicher.

Gott sieht nicht auf das, worauf der Mensch sieht, nicht auf das, was vor den Augen ist. Der Herr sieht das Herz und er schaut sogar ins Herz hinein.

Die wunderschöne, schon fast zu schöne Geschichte von der Erwählung Davids führt es uns vor Augen und mahnt uns in zweierlei Hinsicht.

Nicht nur was PCs angeht, sollte man nicht aufs nackte Gehäuse reinfallen. Vor allem bei Menschen gilt es, sich nicht blenden zu lassen von den Kleidern, die offenbar immer noch die Leute machen, von Statussymbolen, die über den Menschen überhaupt nichts aussagen, von Titeln, Ämtern oder roten Teppichen.

Keiner ist hochwürdiger als andere. Und hochwohlgeboren ist schon gar niemand.

Nicht auf die Fassaden zu sehen, sondern dahinter zu blicken, einen Menschen nicht nach dem äußeren Schein, sondern nach dem, was wirklich drinnen steckt zu beurteilen, das ist die eine Mahnung, die uns die heutige Lesung mit auf den Weg gibt.

Und die andere, die betrifft uns selbst.

Denn nicht nur Gott schaut auf das Herz, auch wir sollten es tun. Und wir sollten es pflegen!

Damit unser Herz und unsere Herzlichkeit nicht verkümmern, brauchen Sie nämlich ein gerüttelt Maß an Aufmerksamkeit.

Wir sollten deshalb mindestens so viel Zeit, wie wir vor dem Spiegel verbringen, mindestens die Zeit, die wir für unser Äußeres aufwenden, mindestens so viel sollten wir für unser Herz investieren.

Genau das ruft uns der Lesungstext ganz deutlich in Erinnerung. Die Zeit, die wir damit verbringen, uns Gedanken darüber zu machen, was um alles in der Welt wir denn anziehen sollen, mindestens die gleiche Zeit gilt es für unser Inneres einzusetzen, für die Pflege dessen; was in uns steckt.

Amen.

Download-ButtonDownload-ButtonDownload-Button(gehalten am 1./2. März 2008 in der Peters- und Antoniuskirche, Bruchsal)