Weckruf - Wegruf

Mit dem Propheten Amos auf dem Weg


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Weiter-Button Zurück-Button Freitag, 10. Juli (Amos 8,1-3)

Reif für das Ende

Masoretentext-Icon Septuaginta-Icon 1 Dies zeigte mir Gott, der Herr, in einer Vision: Ich sah einen Korb mit reifem Obst. Masoretentext-Icon Septuaginta-Icon 2 Er fragte: Was siehst du, Amos? Ich antwortete: Einen Korb mit reifem Obst. Da sagte der Herr zu mir: Mein Volk Israel ist reif für das Ende. Ich verschone es nicht noch einmal. Masoretentext-Icon Septuaginta-Icon 3 An jenem Tag werden die Sängerinnen des Palastes Klagelieder singen - Spruch des Herrn. Alles ist voller Leichen, überall wirft man sie hin. Still!

Wieso? Weshalb? Warum? ...

Diese Vision wird auch als "Wortspielvision" bezeichnet. Die Worte im Hebräischen, kajiz "(Sommer-)Obst" und kez "Ende" haben einen Gleichklang, der hier verwendet wird. Die Ernte des reifen Obstes wird als Erklärung für das zur "Ernte" reife Israel genommen. Diese "Ernte" ist aber das Gericht.

Die Vision zeigt auch das Bild des schauerlichen Anblicks von überall herumliegenden Leichen, über die das Totenlied angestimmt wird. Am Ende steht wieder der beschwörende Ruf "Still! Pst!" auf wie in 6,10. Mit dem Ausdruck "mein Volk ist reif für das Ende" haben die Visionen ihren Gipfel erreicht. Hier wird 3,2 konkretisiert: "Nur euch habe ich erwählt aus allen Stämmen der Erde; darum ziehe ich euch zur Rechenschaft für all eure Vergehen."

Das neue Testament nimmt diesen Gerichtsgedanken wieder auf. Der jüngste Tag ist gleichzeitig Ende und Erntetag. Gute Frucht und Unkraut werden an ihm getrennt werden (Matthäus 13,39-43).

Vor- und nachgedacht...

Ja, dieses Bild des Obstkorbes ist wunderschön. Ein Zeichen prallen Lebens, es steht für Dankbarkeit für die Gaben der Natur. Ernte-Dank! Aber Amos nimmt dieses Bild her, um auf das drohende Gericht hinzuweisen. Die Ernte wird nicht reiche Frucht sondern Zerstörung sein. Dieses harmonische Bild täuscht etwas vor. Es ist trügerisch. Die Früchte werden schnell faulig. Es muss eine schmerzhafte Erkenntnis sein, diesen Obstkorb vor Augen zu haben, in leuchtenden Farben und zu wissen - was wirklich dahinter steckt. Geht es uns nicht auch oft so, dass der Schein trügt? Wie oft schauert es mich, wenn ich hinter die schönen Fassaden schaue?

Marieluise Gallinat-Schneider

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