Weckruf - Wegruf

Mit dem Propheten Amos auf dem Weg


Tagebuch des Amos-Prozesses

Weiter-Button Zurück-Button Die Option für die Armen

24. Juni 2009 - 17:01 Uhr

Der 2. Amos-Abend stand unter dem Thema "Geld regiert die Welt". Eine Kleingruppe beschäftigte sich mit der "Option" für die Armen", wie der Prophet Amos sie einklagt. Auch wenn in Deutschland niemand hungern oder verhungern muss, ist die Besitz- und Vermögensverteilung ungerecht Denn 40% der Menschen hierzulande besitzen 91% des Reichtums und die "restlichen 60% teilen sich die übrig gebliebenen 9%.

Unser Augenmerk galt zunächst vor allem den Gründen, warum Frauen weltweit zwar mehr Arbeitsstunden als Männer leisten, aber dennoch ärmer als Männer sind.

Frauen mit mehreren Kindern berichteten von ihrer früheren Armut und vom Verzicht auf Vieles, was für andere selbstverständlich war. Sie wiesen darauf hin, dass der Familienzusammenhalt durch den Mangel an finanziellen Mitteln nicht gefährdet war. Und sie stellten die Vermutung an, dass die Solidarität der Familienmitglieder miteinander durch die sehr begrenzten finanziellen Mittel eher noch gefördert wurde. Fast war von einem Reichtum die Rede, der sich nicht in Geldwerten bemessen lässt. Es zeigte sich im Gespräch auch, dass es in einer Gesellschaft, die nicht so tief gespalten war wie es unsere heutige ist, vielleicht ein wenig leichter war, finanziell ärmer zu sein als andere.

Das Gespräch kam auch – und musste kommen – auf politische und wirtschaftliche Strukturen, die die Armut der Einen herstellen oder begünstigen und den Reichtum der anderen ermöglichen. Das Gefühl an Ohnmacht angesichts mächtiger Strukturen tauchte auf und führte zu einer gewissen Ratlosigkeit. Es gelang, Ohnmacht und Ratlosigkeit auszuhalten und nicht der Versuchung zu erliegen, beides abzuwehren – und damit dann auch die Arm-Gemachten aus dem Blick zu verlieren.

Im letzten Teil des Gespräches konnten wir den Blick auf die kleinen Fort-Schritte lenken; auf erfolgreiche Frauenförderung; die Beteiligung von Frauen am Aufbau einer Friedensordnung nach Kriegen und Bürgerkriegen; auf die mühsame und langsame Arbeit der Nicht-Regierungsorganisationen für Gerechtigkeit und Frieden.

Ein Gesprächsteilnehmer formulierte, was zu tun ist: Die Augen für die Menschen bei uns und weltweit offen zu halten, die Hoffnung nicht zu verlieren und mit dem "Stachel im Fleisch" zu leben, dass wir weit entfernt sind von einer Welt, in der den Armen Gerechtigkeit geschieht. Und im Übrigen die kleinen Schritte zu gehen, die uns möglich sind.

(Erika Kerstner)

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