Weckruf - Wegruf

Mit dem Propheten Amos auf dem Weg


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Weiter-Button Zurück-Button Mittwoch, 24. Juni (Amos 4,12-13)

Mach dich bereit, Israel

Masoretentext-Icon Septuaginta-Icon 12 Darum will ich dir all das antun, Israel, / und weil ich dir all das antun werde, / mach dich bereit, deinem Gott gegenüberzutreten. Masoretentext-Icon Septuaginta-Icon 13 Denn siehe, er formt die Berge, / er erschafft den Wind, er verkündet den Menschen, was er im Sinn hat; / er macht das Morgenrot und die Finsternis, er schreitet über die Höhen der Erde dahin - / Jahwe, Gott der Heere, ist sein Name.

Wieso? Weshalb? Warum? ...

In Vers 12 folgt die Strafankündigung für die nahe Zukunft, weil alles bisherige Eingreifen wirkungslos war. Die Katastrophe wird eine viel größere sein und alle bisherigen Strafen zusammenfassen: Israel wird mit Gott, der als Richter kommt, konfrontiert werden.

Bis Vers 11 war immer von "Euch" die Rede, immer in der Mehrzahl. In Vers 12 ändert sich das. Hier steht die Einzahl: "Ich - Dir" Jede und jeder muss Gott selber begegnen.

Was meint nun diese Strafe? Sie meint nicht Verstoßung von Gott, nicht Weggestoßen werden in eine Gottesferne und erst recht kein Schweigen Gottes. In der Abtrünnigkeit hat der Mensch bereits gottlos gelebt.

Gericht nach Amos bedeutet: nicht mehr gottlos leben zu können, der Begegnung mit dem Lebendigen, der Begegnung mit Gott, nicht mehr ausweichen zu können.

Vers 13 lässt vermuten, dass er nicht von Amos selbst stammt. Mit seinem Titel "Jahwe Zebaot" - Gott der Heere -, der hier umfassend als Herr aller Mächte in Kosmos und Geschichte zu deuten ist, klingt er ganz stark nach liturgischem Text. Vermutlich wurde er eingefügt, als man begann, die Prophetenworte im Gottesdienst vorzulesen.

Vor- und nachgedacht...

Wenn Jesus Gott mit einem Richter vergleicht, dann ist das sehr aufschlussreich: Ein Richter bewahrt nicht vor Unheil. Ihn zieht man zurate, wenn man allein schon keinen Ausweg mehr findet. Und das Wort Richter gibt Aufschluss über die ursprüngliche Bedeutung: Er ist einer, der Menschen neu ausrichtet und Gefallene wieder aufrichtet.

Der Gott, der in Jesus Christus selbst dreimal unter dem Kreuz zusammengebrochen ist, hat nie versprochen, uns vor dem Fallen zu bewahren. Das ist wichtig! Sonst steht man schnell in der Gefahr, an diesem Gott zu zweifeln und zu fragen, wo er denn war, als mir dies oder jenes zugestoßen ist. Aber Gott ist wie ein Richter: Er hat zugesagt, dass er uns aufrichtet. Wenn wir uns nicht aufgeben, stellt er uns wieder auf die Beine und zwar immer wieder - mit Sicherheit zumindest einmal mehr, als wir hingefallen sind.

Jörg Sieger, aus: Lichtblick im Alltag

Foto: Ursula Groß

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Seid wachsam

"Zum Glück weiß man nicht, was noch alles kommt!" Diesen Satz kann man immer wieder hören. Wer von uns könnte auch ruhig schlafen, wenn uns immer vor Augen stünde, was noch alles geschieht und welche Schicksalsschläge auf uns warten. Es reicht schließlich, dass das, was kommen muss, sowieso kommt.

Jesus scheint es nicht zu reichen. Die Bibel mahnt: Seid wachsam, geht mit offenen Augen durchs Leben, denkt daran, dass Leben immer lebensgefährlich ist (Matthäus 24,44).

Wer sich vor Augen hält, dass viele die Fahrt in einem Auto nicht überleben und dass dies auch mir passieren kann, wird sich vielleicht ein paar Minuten mehr Zeit lassen; Minuten, die manchmal einen Unfall verhindern. Wer daran denkt, dass die meisten Unfälle im Haushalt, in der Hektik geschehen, der wird sich vielleicht ein wenig mehr Zeit lassen; Zeit, die manchmal einen Krankenhausaufenthalt verhindert. Was auf uns zukommt, ist von sich aus schwer genug. Machen wir es nicht unnötig schwerer. Halten wir die Augen offen und seien wir wachsam.

Jörg Sieger, aus: Lichtblick im Alltag

Noch mehr Infos

In den Versen 6-11 konnten wir uns einen Liturgen vorstellen, der die Beter und Beterinnen mit einer langen Liste daran erinnert hat, welche Strafen Jahwe schon geschickt hat: Hunger, Dürre, Krankheit, Krieg, bis hin zur völligen Zerstörung wie in Sodom und Gomorra. In Vers 12 zeigt der Sprecher - nach Hans Walter Wolff - vielleicht mit einer Handbewegung auf "all das", was vor aller Augen daliegt: Das zerstörte Heiligtum von Bet-El. Die Hörer und Hörerinnen haben begonnen, ihre Schuld zu erkennen. Der Liturge deutet das Ende des Nordreiches Israel und die Zerstörung Bet-Els durch den König Joschija (um 622 v. Chr.) als Gerichtswerk Jahwes. Der Lobpreis von Vers 13 ist Menschen möglich, die sich nach dem Erkennen ihrer Schuld Jahwe neu zuwenden. Mit dem Hinweis, dass Jahwe es ist, der die Berge bildete, verbindet sich eine Polemik gegen die kanaanäischen und assyrischen Götter in Bet-El. Dieser - der einzige - Schöpfer der Welt ist im Hymnus zugleich der, der den Menschen verkündet, was er im Sinn hat. Es ist der Gott, der sich dem Menschen (wieder) zuwendet.

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