Weckruf - Wegruf

Mit dem Propheten Amos auf dem Weg


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Weiter-Button Zurück-Button Mittwoch, 8. Juli (Amos 7,7-9)

Mit dem Schwert - ohne Gnade

Masoretentext-Icon Septuaginta-Icon 7 Dies zeigte mir Gott, der Herr, in einer Vision: Er stand auf einer Mauer und hatte ein Senkblei in der Hand. Masoretentext-Icon Septuaginta-Icon 8 Und der Herr fragte mich: Was siehst du, Amos? Ich antwortete: Ein Senkblei. Da sagte der Herr: Sieh her, mit dem Senkblei prüfe ich mein Volk Israel. Ich verschone es nicht noch einmal. Masoretentext-Icon Septuaginta-Icon 9 Isaaks Kulthöhen werden verwüstet und Israels Heiligtümer zerstört; mit dem Schwert in der Hand erhebe ich mich gegen das Haus Jerobeam.

Wieso? Weshalb? Warum? ...

Das hebräische Wort janak, das hier mit "Senkblei" wiedergegeben wird, ist schwer zu deuten. Es könnte auch Zinn, Blei, Bleilot, eventuell auch Brecheisen meinen. Vielleicht sieht Amos, wie Jahwe auf einer Mauer steht und eine Schnur mit Blei am Ende in der Hand hält. Mit ihr kann er sehr genau prüfen, was krumm und gerade ist. In Vers 9 werden die Androhungen von Vers 8 konkretisiert: die Heiligtümer werden zerstört und über die Dynastie Jerobeams II. kommt das Schwert.

Amos sieht Jahwe selbst auf der Mauer stehen. Gott stellt fest, dass diese Mauer abbruchreif ist und besiegelt das Ende. Dieses Bild muss für Amos so definitiv und bedrohlich gewesen sein, dass er nicht mehr wagt, Fürbitte einzulegen, zumal Jahwe sagt: "Ich gehe nicht noch einmal schonend vorüber."

Innerhalb der Visionen des Amos ist eine Steigerung festzustellen. Ist die Strafe zu Beginn noch abwendbar, kommt die Katastrophe jetzt unbedingt und auswegslos. Alfons Deissler weist an dieser Stelle darauf hin, dass es in der Verkündigung des Amos demnach beides gab: die Ankündigung eines ausweglosen Gerichtes genauso wie Gottes Erbarmen. Was uns letztlich trifft, weiß Gott allein.

Vor- und nachgedacht...

Hände vor mir:
Hände aus denen Leid spricht,
tiefe Furchen eingezeichnet von
Arbeit, Last und Lebenskampf.
Hände die streicheln und schlagen
Hände die geben und nehmen.
Hände aus denen Gewalt spricht,
deutliche Linien gezogen von
Macht, Ausbeutung und Gier.
Hände die anbieten und verlangen
Hände die binden und quälen.
Hände aus denen Liebe spricht,
Spuren und Linien sprechen von
Liebe, Fürsorge und Mitleid.
Hände die geben und helfen,
Hände die trösten und heilen.

Über Allen Gottes Hände
Hände der Liebe.
Und doch mit Schwert?

Erika Gerken

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Sonne der Gerechtigkeit ...

Weck die tote Christenheit
aus dem Schlaf der Sicherheit,
dass sie deine Stimme hört,
sich zu deinem Wort bekehrt.

aus: Gotteslob Nr. 481 (alt Nr. 644), Vers 2

Umkehr

Hätte man den Einsturz des Kölner Stadtarchivs verhindern können? Offenbar wurden Warnungen in den Wind geschlagen - wie so oft!

Die Bibel gibt Zeugnis davon, dass wir Menschen offenbar schon immer Weltmeister im Warnungen Ignorieren waren. Schon damals hätte die Katastrophe des babylonischen Exils verhindert werden können. Die Propheten hatten laut genug gewarnt.

Symbol für die Fehlentwicklungen im Land war für den Propheten Jeremia der Sabbat. An ihm konnte man ablesen, dass Menschen den Hals nicht voll bekommen konnten. Die große soziale Errungenschaft eines Ruhetages für alle wurde immer weiter ausgehöhlt. Ergebnis der permanenten Unrast war: ein Großteil des Volkes kam unter die Räder und die Gesellschaft driftete unweigerlich in die Katastrophe. Man hätte es verhindern können.

In diesen Tagen ist viel von Umkehr die Rede. Meist meinen Christen damit, dass man bereuen und neu anfangen solle, nachdem man sich in Schuld verstrickt hatte. Das aber ist nur eine Form von Umkehr. Wer klug ist, tritt in die Bremse und wendet, bevor er seinen Wagen an die Wand gefahren hat.

Jörg Sieger, aus: Lichtblick im Alltag

Noch mehr Infos

Waren die ersten beiden Visionen Ereignisvisionen, so haben wir in der 3. Vision eine Symbolvision vor uns, die der Deutung bedarf. Mit dem Senkblei beurteilt Jahwe nun erstmals die Schuld (Nord-)Israels. Das Urteil ist eindeutig. Zugleich wird - nach H. W. Wolff - die bislang unbeantwortete Vergebungsbitte des Amos nun abgewiesen, denn es wird kein Aussetzen der Strafe mehr geben.

In Vers 9 hat die Amos-Schule eine Ergänzung vorgenommen. Amos hatte in Bet-El (Amos 7,11) dem König Jerobeam II. den Tod durch das Schwert vorausgesagt. Jerobeam II. jedoch war nicht durch das Schwert gestorben. Allerdings wurde sein Sohn Sacharja, der Letzte der Jehu-Dynastie, ermordet. Die Amos-Schule hat also nach der Ermordung des Jerobeam-Sohnes die Drohung des Amos leicht variiert. Sie hat sie nicht mehr Jerobeam II. gelten lassen, sondern dem "Haus" des Jerobeam. Damit hatte sich die Ankündigung des Amos als im Grunde "richtig" erwiesen, auch wenn sie nicht wörtlich eintraf.

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