Weckruf - Wegruf

Mit dem Propheten Amos auf dem Weg


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Weiter-Button Zurück-Button Montag, 6. Juli (Amos 7,1-3)

Vergib doch

Masoretentext-Icon Septuaginta-Icon 1 Dies zeigte mir Gott, der Herr, in einer Vision: Er ließ Heuschrecken entstehen, als gerade die Frühjahrssaat zu wachsen begann [die Frühjahrssaat folgt auf den Schnitt für den König]. Masoretentext-Icon Septuaginta-Icon 2 Sie machten sich daran, alles Grün im Land zu vertilgen. Da rief ich: Gott, mein Herr, vergib doch! Was soll denn aus Jakob werden? Er ist ja so klein. Masoretentext-Icon Septuaginta-Icon 3 Da reute es den Herrn und er sagte: Es soll nicht geschehen.

Wieso? Weshalb? Warum? ...

Die erste Vision, die Amos hat und die er dann erzählt, berichtet von einer Heuschreckenplage. Der erste Schnitt war offensichtlich für den König bestimmt. Der folgende Schnitt sicherte das Überleben des Volkes. Dieses absolut Lebensnotwendige ist bedroht. Damit käme eine tödliche Hungerskatastrophe über das Land, das hauptsächlich von der Landwirtschaft abhängig war. Amos hat Mitleid mit den Menschen und hält Fürbitte bei Gott. Jahwe reut es, er erhört Amos: die Heuschreckenplage soll nicht kommen. Dadurch dass Jahwe die Strafe aufschiebt, gehen die Menschen damals davon aus, dass ihnen auch ihre Schuld vergeben ist. Im damaligen Verständishorizont ist es eine unmögliche Unterscheidung, dass nur die Strafe aufgeschoben werden könnte, ohne dass damit auch die Schuld vergeben wird.

Vor- und nachgedacht...

"Vergib doch" bittet Amos
und
Jahwe lässt es sich gereuen
Er lässt sich anrühren
Er versteht
Wo ist es für uns Zeit
um Vergebung zu bitten?
selber zu vergeben?
Uns anrühren zu lassen?
Anders zu denken?

Gertrud Willy

Bild einer Heuschrecke

Heuschrecke in der Grabkammer des Horemhab.

Maler der Grabkammer des Horemhab, Heuschrecke in der Grabkammer,
als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

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Die Mutter und der Herd

Wie eine Mutter, die ihr Kind eindringlich mahnt, ja nicht auf die heiße Herdplatte zu fassen, so sei Gott. Er sei ein liebender Gott, der uns nicht straft, der nur die Grenzen aufzeigt. Wenn wir trotzdem auf die Platte fassen, sei es nicht seine Strafe, sondern nur unsere eigene Dummheit, die dafür verantwortlich ist, dass wir uns verbrannt haben.

Aber ist das nicht das gleiche? Ob Gott jetzt straft oder ich einfach unausweichliche Konsequenzen zu tragen habe, das Ergebnis ist das selbe: die Finger sind verbrannt.

Deshalb ist mir wichtig, dass die Bibel trotz allem davon spricht, dass Gott auch der Richter ist. Er mahnt nicht nur und steht dann ohnmächtig daneben und schaut zu, wie die unausweichlichen Folgen ihren Lauf nehmen. Bei ihm ist es eher, wie bei einem Gasherd, bei dem man auch im letzten Moment die Flamme noch abdrehen kann, um die letzte Konsequenz zu verhindern.

Auch in der größten Dummheit falle ich noch auf Gott. Dem aber liegt etwas an mir und der kann sich erbarmen. Ein unpersönliches Schicksal könnte das nicht.

Jörg Sieger, aus: Lichtblick im Alltag

Noch mehr Infos

Mit 7,1 beginnt ein neuer Abschnitt des Amosbuches. Der Ich-Bericht lässt vermuten, dass Amos der Autor dieser insgesamt 5 Visionsberichte ist. Sie sind stilistisch einheitlich gestaltet und wurden vermutlich nach der Rückkehr aus dem Nordreich aufgeschrieben.

H. W. Wolff verknüpft die Visionen (mindestens bis zur 3. oder 4. Vision) mit der Zeit, in der Amos sich auf den Verkündigungsauftrag im Nordreich vorbereitete - oder vorbereitet wurde. Die Visionen sind bestimmten Jahreszeiten zuzuordnen: Mit dem Einfall der Heuschrecken ist im späten Frühjahr zu rechnen; das Feuer entspricht der Sommerhitze und der Korb mit den Früchten der herbstlichen Obsternte. Möglicherweise deutet dieses jahreszeitliche Fortschreiten der Visionen darauf hin, dass Amos zu einem langsamen Erkennen der Unausweichlichkeit des Gerichts über Nordisrael geführt wurde. Nach der Ausweisung aus dem Nordreich sah er sich vielleicht genötigt, die Visionsberichte aufzuschreiben (oder aufschreiben zu lassen) und sie Freunden und Schülern aus dem Südreich anzuvertrauen, damit wenigstens diese Menschen verstehen, wie schwer sein Verkündigungsauftrag war. Bisher gab es in Israel nämlich niemanden, der eine Nachricht von Jahwe über "das Ende seines Volkes" hätte verkünden müssen. Vielleicht wollte Amos seinen Vertrauten erzählen, wie ihm die Gewissheit vom Ende Nordisraels aufgedrängt wurde und zugewachsen war.

In der Spätsaat des Frühlings, d. h. im April, ist eine Heuschreckenplage am gefährlichsten, weil diese Zeit die letzte Wachstumszeit vor der sechsmonatigen Trockenzeit ist. Heuschrecken fressen alles; das Viehfutter wäre ebenso betroffen wie das Getreide und Gemüse der Menschen.

Von Jahwe wird berichtet, dass er angesichts der Bitte des Amos einen emotionalen Sinneswandel erlebt: Er lässt es sich leid tun (hebr.: "nhm"). Genau wie A. Deissler sieht H. W. Wolff, dass Jahwe die Strafe aussetzt. Aber er betont, dass die "erbetene Verzeihung nicht ausgesprochen" wird.

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