Die Bibel

Entstehung, Gedankenwelt, Theologie ...


Weiter-ButtonZurück-Button Die kirchliche Lehre von der Irrtumslosigkeit bzw. Wahrheit der Schrift ⋅1⋅

Wenn die Schriften der Bibel allerdings wirklich Gottes Wort in Menschenwort sind, dann hat das Konsequenzen für das Verständnis dieser Texte und den Umgang mit ihnen. Sie sind dann ja nicht mehr nur Literatur, sie beanspruchen dann einen Wahrheitsgehalt für sich, der andere literarische Erzeugnisse übersteigt.

Dieser Frage nach der Wahrheit der Schrift, müssen wir nun weiter nachgehen. Diese Wahrheit näher zu erfassen, ist das Ziel der folgenden Überlegungen.

Fragen wir also nach der "inerrantia sacrae scripturae", also nach der Wahrheit bzw. Irrtumslosigkeit der Heiligen Schriften.

1. Was sagt die Schrift selbst über ihren Wahrheitsanspruch?

Zuerst gilt es hier wieder nachzusehen, was die Schrift selbst über diesen Wahrheitsanspruch sagt.

Nun findet man erwartungsgemäß in der Schrift keine Reflexion über deren Unfehlbarkeit oder Irrtumslosigkeit.

Das Neue Testament bezeugt lediglich an einigen Stellen, dass die "Schrift" - womit das Neue Testament immer die Bücher des Alten Bundes meint - unverrückbar sei (vgl. Mt 5,18ff; Joh 10,33).

Das heißt gerade im Blick auf das Alte Testament, dass seine Bücher auch in der Sicht des Neuen Testamentes

  • bleibenden Wert,
  • ungebrochene Verbindlichkeit,
  • bindende Autorität
  • und entscheidende Aussagekraft besitzen.

Das Neue Testament ist also von der biblischen Wahrheit überzeugt, ohne allerdings jemals von einer Irrtumslosigkeit zu sprechen.

Einen wichtigen Hinweis darauf, dass Gottes Wort wahr ist, bietet dann aber Num 23,19. Hier wird nämlich ausdrücklich ausgeschlossen, dass Gott lügen oder auch nur seine Gesinnung ändern würde:

"Nicht ein Mensch ist Gott, dass er lüge, nicht Menschenkind, dass es ihn reue! Sollt' er wohl reden und es nicht tun? Sollt' er etwas künden und nicht erfüllen?" (Num 23,19.)

Dieser Hinweis ist von daher wichtig, weil der Gegenbegriff zu "Wahrheit" in den semitischen Sprachen nicht etwa "Irrtum", sondern der Begriff "Lüge" ist. Wenn Gott also nicht lügt, dann ist er wahr; wenn Gottes Wort kein Trug ist, dann ist es Wahrheit.

Wir können demnach festhalten, dass aus der Schrift selbst auf ihre Wahrheit geschlossen werden kann. Was dies nun aber genau bedeutet bleibt im Dunkeln. Sehr viel weiter reicht die Reflexion der Schrift selbst also nicht.

2. Die Überzeugung der Kirchenväter

Schon die frühesten Kirchenväter sind nun aber davon überzeugt, dass diese Wahrheit der Schrift bedeutet, dass sie niemals täuscht oder lügt, dass sie also immer die Wahrheit sagt. Hier sind vor allem

  • der erste Klemensbrief,
  • Hippolyt
  • und Justin der Märtyrer

zu nennen. Die Widersprüche in der Schrift, die bereits den Kirchenvätern aufgefallen sind, werden dabei auf das eigene mangelnde Verständnis oder auf fehlerhafte Abschriften zurückgeführt.

3. Die Schwierigkeiten die sich aus der modernen Naturwissenschaft und der historisch-kritischen Forschung ergeben

Schon im Ausgang der Väterzeit und dann vor allem aufgrund des Einflusses von Thomas von Aquin ⋅2⋅ setzte sich darüber hinaus die Anschauung durch, dass nicht nur die Schrift wahr sei. Auch die Hagiographen, also die Verfasser der einzelnen biblischen Bücher seien ohne Irrtum gewesen und hätten mit der Sicherheit der göttlichen Wahrheit urteilen können.

Diese Auffassung führte natürlich immer stärker zu einem unüberwindlichen Konflikt zwischen der aufkommenden Naturwissenschaft und der historisch-kritischen Forschung auf der einen und der Vorstellung von der Irrtumslosigkeit der Schrift auf der anderen Seite.

Der erste Konflikt entzündete sich dabei am Fall Galilei und seiner Methode.

In aller Schärfe stellte sich das Problem dann aber nach dem Aufkommen der historisch-kritischen Erforschung der Schrift in der Zeit der Aufklärung etwa ab 1800.

Neue Nahrung erhielt der schwelende Konflikt nach genaueren archäologischen Entdeckungen. Vor allem die Auffindung des Enuma-elisch-Epos und des Gilgamesch-Epos sind hier zu nennen.

4. Lösungsversuche

Es schien also kaum möglich weiter von einer absoluten und allumfassenden Irrtumslosigkeit zu sprechen. So versuchte man die Spannungen und Schwierigkeiten durch verschiedene Modelle zu lösen.

a. Begrenzte Irrtumslosigkeit

Einer von diesen Versuchen war, die Irrtumslosigkeit der Schrift zu begrenzen. Man versuchte also den Schwierigkeiten dadurch auszuweichen, dass man nur noch die eigentlich lehrhaften Teile der Schrift als inspiriert und irrtumslos ansah.

Nur Texte, die zur Heils-, Glaubens-, und Sittenlehre in Beziehung stünden, ⋅3⋅ sollten also als irrtumslos gelten.

Große Teile der Schrift - etwa das ganze Hohelied - wären danach nicht zu diesem inspirierten und irrtumslosen Bestand der Bibel zu rechnen.

Nun lassen sich weite Teile der Bibel aber gar nicht sauber einfach in lehrhafte und nicht lehrhafte Texte einteilen. Die Gefahr einer willkürlichen Zuordnung bestand hier natürlich ganz stark.

Einige Autoren, die diesen Lösungsversuch vertraten, versuchten diesen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, indem sie von einer Trennung der Begriffe "Inspiration" und "Irrtumslosigkeit" ausgingen. Sie sagten, dass zwar die ganze Schrift inspiriert sei, also auf Gottes Urheberschaft zurückgehe, aber eben nur die lehrhaften Teile irrtumslos wären.

b. Relative Irrtumslosigkeit

Alfred Loisy ⋅4⋅ versuchte die Schwierigkeiten auf eine andere Art und Weise zu lösen. Er meinte, dass sich die Schrift nur einer relativen Wahrheit erfreue. Die Schrift sei zwar als ganze Gottes Wort, also inspiriert, aber sie sei nur irrtumslos in Bezug auf den Ort und die Zeit der Entstehung der einzelnen Schriften.

Selbst in Fragen der Moral und Religion erhalte sie daher unwiderlegbare Irrtümer, die eben nur in ihrer Zeit einen Wahrheitsgehalt gehabt hätten.

In letzter Konsequenz bestreitet Loisy damit den Wahrheitsgehalt und die Inspiration der Schrift überhaupt. ⋅5⋅

In den Enzykliken

  • "Providentissimus Deus" von Leo XIII. aus dem Jahre 1893 ⋅6⋅
  • und "Spiritus Paraclitus" von Benedikt XV. von 1920 ⋅7⋅
  • sowie dem Dekret "Lamentabili" von Pius X. (1907) ⋅8⋅

wurden diese Thesen zwar verworfen, einen wirklichen Lösungsweg für das Problem zeigten diese offiziellen Schreiben aber nicht auf.

Auf der anderen Seite zogen diese Verlautbarungen aber die Zügel gegenüber der Exegese so stark an, dass die katholischen Forscher über Jahrzehnte hinweg von der Bildfläche der öffentlichen Diskussion verschwanden.

5. Auf dem Weg zu einer Lösung - von "Divino afflante Spiritu" zur Konstitution des 2. Vaticanums über die göttliche Offenbarung (Dei Verbum)

Eine Lösung der Spannung zwischen der Wahrheit der Schrift und den in der Offenbarung offensichtlich enthaltenen naturwissenschaftlichen und historischen Irrtümern bahnte sich erst mit der großen Bibel-Enzyklika Pius' XII., "Divino afflante Spiritu", ⋅9⋅ aus dem Jahre 1943 an.

a. "Divino afflante Spiritu"

Der Hauptinitiator dieser Enzyklika war der spätere Kardinal Bea.

Im Text von "Divino afflante Spiritu" findet sich der Satz:

"Die biblischen Schriftsteller, oder besser der Heilige Geist, der durch sie sprach, wollten ja, wie Augustinus sagt, die Menschen nicht über das innerste Wesen der sinnenfälligen Dinge belehren, was für das Seelenheil von keinem Nutzen wäre." ⋅10⋅

Diesen Grundsatz sollte man auch auf die verwandten Wissensgebiete, besonders auf die Geschichte, übertragen. Gott wollte also - nach den Aussagen der Enzyklika - den Menschen

  • weder über die Bewegung der Erde um die Sonne (Jos 10,12b),
  • noch über den Kauvorgang beim Hasen (Lev 11,9; Dtn 14,6) belehren.
  • Ja, nicht einmal der genaue Verlauf der Inbesitznahme Kanaans durch Israel
  • oder das Itinerar der Predigttätigkeit des historischen Jesus ist ihm ein Anliegen gewesen.

Die Enzyklika gesteht dadurch zunächst objektive naturwissenschaftliche und historische Irrtümer in der Bibel ein. Sie verlegt den Akzent daher von der bisher emphatisch vertreten Irrtumslosigkeit, also der "inerrantia sacrae scripturae", auf die Wahrheit der Schrift, also auf die "veritas sacrae scripturae". Der Wahrheitsgehalt der Schrift im Blick auf ihre Intention, im Blick also auf das, was Gott wirklich sagen wollte, bleibt unangetastet, auch wenn naturwissenschaftliche und historische Irrtümer vorliegen.

Dabei ist die Unterscheidung wichtig, dass der inspirierte Gottesgeist selbst sich nicht irren konnte, wohl aber der inspirierte Schriftsteller. Das heißt, dass sich die Intention biblischer Autoren mit mehr oder weniger begrenztem Horizont nicht voll mit der Intention des die ganze Geschichte des Gottesvolkes überschauenden Geistes Gottes zu decken brauchte.

Inspiration ist demnach in dieser Sicht der Dinge noch nicht gleichbedeutend mit Offenbarung. Nicht alles, was aufgrund der Inspiration letztlich geschrieben wurde, ist schon Inhalt der eigentlichen Offenbarung.

Die Enzyklika "Divino afflante Spiritu" schließt natürlich auch weiterhin eine Lüge im Sinne einer absichtlich und bewusst falschen, unwahrhaften Aussage des Hagiographen aus. ⋅11⋅

Abschließend schärft die Enzyklika der Exegese ein, den literarischen Sinn zu erfassen, also die Intention, die die Schriftsteller gehabt haben, zu erforschen. Sie ermuntert daher zur Form- und Gattungsforschung. Nur auf diesem Wege könne man zur wirklich intendierten Aussage stoßen.

Die Enzyklika erklärt, dass der Bibel

"... keine jener Redeformen fremd (ist), deren sich die menschliche Sprache bei den Alten, besonders im Orient, zum Ausdruck der Gedanken zu bedienen pflegte, allerdings unter der Bedingung, dass die angewandte Redegattung in keiner Weise der Heiligkeit und Wahrhaftigkeit Gottes widerspricht." ⋅12⋅

b. Der Brief des Sekretärs der Bibelkommission an Kardinal Suhard

Der Brief des Sekretärs der Bibelkommission an Kardinal Suhard von Paris vom 16. Januar 1948 ⋅13⋅ gesteht nun ein, dass die ersten elf Kapitel der Genesis, die sogenannte Urgeschichte, keine Geschichte im klassischen Sinn darstellt. Hier handele es sich vielmehr um Volkstraditionen, volkstümliche Beschreibungen der Anfänge des Menschengeschlechts.

c. "Humani generis"

Die spätere Enzyklika Pius XII. "Humani generis" aus dem Jahre 1950 ⋅14⋅ insistierte dann wieder auf dem verfänglichen Begriff der "Irrtumslosigkeit". Sie bestand auf der Irrtumslosigkeit eines göttlichen Sinnes, der unter dem menschlichen Sinn der Schrift verborgenen sei. Diesen göttlichen Sinn müsse die Exegese zu erheben suchen.

d. Die Instructio "Über die historische Wahrheit der Evangelien"

Die bedeutsame Instruktion der Bibelkommission von 1964 "über die historische Wahrheit der Evangelien" ⋅15⋅ geht noch einen Schritt über "Divino afflante Spiritu" hinaus, indem sie den Akzent auf die "heilsgeschichtliche Wahrheit" legt.

Wichtig ist hier die Aussage,

"... daß Lehre und Leben Jesu ... so "verkündet" wurden, dass sie der Kirche Fundament des Glaubens und der Sitte sein konnten." ⋅16⋅

Ein historischer Irrtum des Evangelisten berührt demnach noch nicht die heilsgeschichtliche Wahrheit der Evangelien bzw. der Schrift als Ganzes. Auch in der unzulänglichen und vielleicht fehlerhaften Darstellung des menschlichen Verfassers wird ersichtlich, was Gott durch diese Schrift sagen möchte. ⋅17⋅

6. Die dogmatische Konstitution "Dei Verbum"

Damit kommen wir zum zweiten Vatikanischen Konzil.

Hier haben zunächst einflussreiche Kreise bewirkt, dass in der ersten Fassung der Konstitution "Dei Verbum" die extremsten Formulierungen der Irrtumslosigkeit enthalten waren. Die Väter des Konzils haben diese Formulierungen so jedoch nicht hingenommen, sondern in wesentlichen Teilen die "Instructio der Bibelkommission" von 1964 übernommen.

Damit wurde folgende Umschreibung der Wahrheit der Schrift gefunden:

"Da also alles, was die inspirierten Verfasser oder Hagiographen aussagen, als vom Heiligen Geist ausgesagt zu gelten hat, ist von den Büchern der Heiligen Schrift zu bekennen, dass sie sicher (firmiter), getreu (fideliter) und ohne Irrtum (sine errore) die Wahrheit lehren, die Gott um unseres Heiles willen (nostrae salutatis causa) in heiligen Schriften aufgezeichnet haben wollte." ⋅18⋅

Die historische Irrtumslosigkeit der Schrift beschränkt sich also auf die heilsgeschichtlich bedeutsamen Fakten. Dieser Abschnitt der Konzilskonstitution schließt dann mit dem Zitat von 2 Tim 3,16ff:

"Jede Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Widerlegung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mann Gottes vollkommen sei, ausgestattet zu jedem guten Werk." (2 Tim 3,16.)

7. Die Irrtumslosigkeit der Schrift nach Norbert Lohfink

a. Die Hypothese Norbert Lohfinks ⋅19⋅

Norbert Lohfink versucht nun auf diesem Hintergrund eine Deutung der Irrtumslosigkeit der Schrift, die den neueren Ergebnissen der Exegese gerecht werden soll. Er stellt fest:

"Die Glaubenstradition über die biblische Irrtumslosigkeit bezog sich stets auf die endgültigen, jetzt im Kanon vorliegenden biblischen Bücher, nie auf deren Vorgeschichte. [...] Die Beibehaltung der Formel von der 'Irrtumslosigkeit der Hagiographen' erzeugt also im Horizont unseres neuen Wissens vom Werden der Schrift unter der Hand neuen Glaubensinhalt, der sich mit positiver theologischer Methode nicht als alter Glaubensbestand nachweisen lässt." ⋅20⋅

Da nach dem Ergebnis der Bibelwissenschaften ein und dasselbe biblische Buch oft von mehreren Verfassern bearbeitet worden ist, wäre die Formel vom irrtumslosen Hagiographen nach Lohfink in eine Formel vom "irrtumslosen Schlussverfasser" abzuwandeln. ⋅21⋅ Zwar

"... müßte man auch bei einem allmählich verfaßten Buch von einer Mehrzahl inspirierter Verfasser reden. Die Inspiration dieser Verfasser bezöge sich aber dann nicht auf ihr unmittelbares Werk, in sich genommen, sondern auf dieses Werk, insofern es auf das endgültige biblische Buch im Wortlaut und Sinn von Gott hingeordnet ist. Die aus der Inspiration folgende Irrtumslosigkeit wäre infolgedessen nicht unmittelbar bei allen Einzelmitarbeitern und ihrer Intention anzusetzen, sondern bei dem am Ende sich ergebenden Buch. Die Inspiration der vielen Mitarbeiter eines Buches würde als Ganzheit betrachtet, die ihren Effekt der Irrtumslosigkeit deshalb nur einmal hervorbringt: im Endergebnis der Zusammenarbeit." ⋅22⋅

Norbert Lohfink geht noch weiter und verwirft nun zunächst die ins Auge gefasst Irrtumslosigkeit der einzelnen Bücher. Er spricht nunmehr von der Irrtumslosigkeit der Bibel als Ganzes.

Dem Neuen Testament kommt dabei eine ganz besondere Rolle zu. Nach Norbert Lohfink ist das Neue Testament nämlich ein "Hagiograph des Alten Testamentes" und zwar der letzte.

"Erst hier liegt jene Aussageintention vor, die noch die der von der Kirche vorgelegten Heiligen Schrift ist, auf die sich also die Glaubenslehre von der biblischen Irrtumslosigkeit bezieht." ⋅23⋅

Im Alten Testament läge nach Norbert Lohfink höchstens eine unvollendete Inspiration vor. Das Alte Testament wäre - so Lothar Rupperts Interpretation von Lohfink - demnach erst nach der Entstehung des Neuen Testamentes wirklich Gottes Wort geworden.

b. Zur Kritik an Lohfinks Ausführungen

Diese Auslegung Norbert Lohfinks stößt natürlich auf nicht geringe Kritik.

So fragen beispielsweise Lothar Ruppert und Josef Schreiner, ob es angehen kann, dem Alten Testament seine Selbständigkeit derart zu nehmen.

Wenn man Lohfinks These völlig auf die Spitze treiben würde, dann müssten ja die neutestamentlichen Hagiographen und die Alte Kirche, die den Kanon abgeschlossen hat, letztlich auch als die Verfasser des Alten Testamentes bezeichnet werden.

Dies wird zwar von Norbert Lohfink so nicht gesagt, aber es liegt in der Konsequenz seines Ansatzes.

Der Inspirationsprozess beginnt - nach Lothar Ruppert und Josef Schreiner - aber schon tief in der Zeit des Alten Testamentes. Er ziehe sich dann in das Neue Testament hinein und ziele letztlich sicher mit Einschränkungen durchaus nur auf ein einziges Buch.

Das Alte Testament aber war für das alttestamentliche Bundesvolk ganz klar Gottes Wort. Das lässt auch die Haltung Jesu deutlich werden.

Der Versuch Norbert Lohfinks, den Begriff der Irrtumslosigkeit zu retten, gelingt daher nur ansatzweise. So verwendet man den irreführenden Begriff von der Irrtumslosigkeit der Schrift am besten nur sehr vorsichtig oder gar nicht und spricht besser von der Wahrheit der Schrift.

Diese Wahrheit begegnet uns in allen Texten der Bibel, auch und gerade in den Büchern des Alten Bundes, die ja auch die Bibel Jesu waren.

Weiter-ButtonZurück-Button Anmerkungen

1 Vgl.: Lothar Ruppert, Einleitung in das Alte Testament (Teil I) - autorisierte Vorlesungsmitschrift (WS 1984/85) 15-22. Zur Anmerkung Button

2 Vgl.: S.th.II, II, q 174, Art. 2, ad 3. Zur Anmerkung Button

3 Vgl.: H. Holen, Divinae fidei analysis I,51. Zur Anmerkung Button

4 Alfred Loisy wurde am 18. Februar 1857 in Ambrières geboren und starb am 1. Juni 1940 in Ceffonds. Im Jahre 1879 wurde er Priester, lehrte seit 1889 Bibelwissenschaft am Institut catholique in Paris. Im Jahre 1893 wurde er amtsenthoben, weil er die absolute Irrtumslosigkeit der Bibel bestritt. Von 1909 bis 1926 lehrte er am Collège de France Religionsgeschichte, von 1924 bis 1927 an der École des Hautes Études. Loisy wird als "Vater des Modernismus" (Heiler) bezeichnet. Als im Jahre 1903 fünf seiner Bücher, darunter die modernistische Programmschrift "L'Évangelie et l'Église" aus dem Jahre 1902 indiziert wurden, unterwarf er sich dem Lehramt. Die radikale Anwendung der bibelkritischen Methode führte 1908 zu seiner Exkommunikation (vitandus). Danach lehrte er eine "Religion der Humanität". In seiner letzten Periode betonte er wieder die Transzendenz Gottes, starb jedoch unausgesöhnt mit der Kirche.
(Vgl.: Oskar Schroeder, Art.: Loisy, in: LThK (1961) VI/1134.) Zur Anmerkung Button

5 Alfred Loisy gilt als Vater des Modernismus. Modernismus ist eine Sammelbezeichnung für theologische Anschauungen, die sehr stark von der Aufklärung und dem Rationalismus durchdrungen sind. Der Modernismus begann Anfang des 20. Jahrhunderts und entzündete sich am Alten und Neuen Testament. Viele der Behauptungen des Modernismus sind heute allgemein akzeptiert. Es gibt allerdings auch Thesen, die tatsächlich an der Offenbarung als solcher rütteln. Die Bedrohung, die Papst Pius X. im Modernismus sah, veranlasste ihn zum Dekret "Lamentabili" (1907) und zur Einführung des Antimodernismus-Eides (1910). Alfred Loisy starb im Jahre 1940. Er war "excommunicatus vitandus", das heißt man sollte nicht einmal Kontakt mit ihm haben!
(Vgl. Lothar Ruppert, Einleitung in das Alte Testament (Teil I) - autorisierte Vorlesungsmitschrift (WS 1984/85) 17-18.) Zur Anmerkung Button

6 Vgl.: DS 3280-3294; NR 99-110. Zur Anmerkung Button

7 Vgl.: DS 3650-3654; NR 129-131. Zur Anmerkung Button

8 Vgl.: DS 3401-3466; NR 111-127. Zur Anmerkung Button

9 Vgl.: DS 3825-3830; NR 132-134. Zur Anmerkung Button

10 Zitiert nach: Lothar Ruppert, Einleitung in das Alte Testament (Teil I) - autorisierte Vorlesungsmitschrift (WS 1984/85) 18. Zur Anmerkung Button

11 Ein Grenzfall stellt hier die Pseudepigraphie dar, also Bücher, die unter einem Pseudonym herausgegeben wurden. Pseudepigraphie war damals aber üblich als literarisches Mittel, um sich in die Linie des Namensgebers zu stellen. Es handelt sich hier also nicht um eine bewusste Irreführung. Die Pseudepigraphie war schließlich zeitgenössisch allgemein üblich.
(Vgl.: Lothar Ruppert, Einleitung in das Alte Testament (Teil I) - autorisierte Vorlesungsmitschrift (WS 1984/85) 18.) Zur Anmerkung Button

12 Vgl.: DS 3830; NR 134. Zur Anmerkung Button

13 Vgl.: NR 135. Zur Anmerkung Button

14 Vgl.: DS 3875-3899. Zur Anmerkung Button

15 Text, Übersetung und Kommentar vgl.: Fitzmeyer, Die Wahrheit der Evangelien (Stuttgart 1965) (= Stuttgarter Bibelstudien). Zur Anmerkung Button

16 Instructio VII., zitiert nach: Fitzmeyer, Die Wahrheit der Evangelien (Stuttgart 1965) (= Stuttgarter Bibelstudien) 47. Zur Anmerkung Button

17 Restriktiv ist diese Instructio allerdings, wenn sie tadelt, dass einige Exegeten die schöpferische Kraft der Urgemeinde "preisen" bzw. "rühmen" würden. Sicherlich darf man die schöpferische Tätigkeit der christlichen Urgemeinde nicht übertreiben, jedoch wird ohne die Annahme der schöpferischen Tätigkeit der christlichen Urgemeinde im Strom der jesuanischen Tradition kein Exeget auskommen.
(Vgl.: Lothar Ruppert, Einleitung in das Alte Testament (Teil I) - autorisierte Vorlesungsmitschrift (WS 1984/85) 19.) Zur Anmerkung Button

18 "Dei Verbum", 11; in: LThK-Zweites Vatikanisches Konzil (1967) II/548-551). Zur Anmerkung Button

19 Vgl.: Norbert Lohfink, Über die Irrtumslosigkeit und die Einheit der Schrift, in: Stimmen der Zeit (1964) 161-181. Neuderuck im Sammelband: Norbert Lohfink, Das Siegeslied am Schilfmeer (Frankfurt 1965) 44-80. Zur Anmerkung Button

20 Norbert Lohfink, Das Siegeslied am Schilfmeer (Frankfurt 1965) 51. Zur Anmerkung Button

21 Vgl.: Norbert Lohfink, Das Siegeslied am Schilfmeer (Frankfurt 1965) 52. Zur Anmerkung Button

22 Norbert Lohfink, Das Siegeslied am Schilfmeer (Frankfurt 1965) 53. Zur Anmerkung Button

23 Norbert Lohfink, Das Siegeslied am Schilfmeer (Frankfurt 1965) 64. Zur Anmerkung Button