Interkulturelle Kompetenz
Herausforderung für unsere Gesellschaft
Biblische Grundlage
Warum engagieren sich Christen in der Flüchtlingsarbeit? Warum tun sie das, ohne danach zu fragen, welche Religion die Neuankömmlinge haben oder woher genau sie jetzt kommen? Warum unterscheiden Christen nicht in "gute Flüchtlinge" - also die, die aus Kriegsgebieten geflohen sind - und "schlechte Flüchtlinge" - jene nämlich, die lediglich aufgrund wirtschaftlicher Not aufgebrochen sind und gemeinhin mit Worten wie "Wirtschaftsflüchtlinge" schon regelrecht abqualifiziert werden?
Das alles sind Fragen, über die die wenigsten, die sich Jesus von Nazareth zum Vorbild nehmen, groß nachdenken müssen. Ein "Theoriedefizit" haben Christen weiß Gott nicht. Dazu sind das Vorbild des Mannes aus Galiläa zu klar und die Worte des Evangeliums zu eindeutig. An Sätzen wie "... ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen" (Matthaeusevangelium 25,35) und "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder (und Schwestern) getan habt, das habt ihr mir getan" (Matthaeusevangelium 25,40), kommt niemand, der Christ sein möchte, vorbei.
Ehrenamtliche in der Arbeit mit geflüchteten Kindern
© Caritas
Wenn da und dort davon gesprochen wird, dass die große Zahl der nichtchristlichen Flüchtlinge eine Gefahr für ein - wie auch immer geartetes - christliches Abendland sei, dann offenbart man lediglich seine absolute Unkenntnis der biblischen Botschaft.
Was die Bibel über Flucht und Migration zu sagen weiß und vor allem, was dort über die grundsätzliche Haltung Gottes zu Flüchtlingen gesagt wird, soll auf den nächsten Seiten anhand dreier alttestamentlicher Texte verdeutlicht werden.
Und ein weiterer Text beschreibt eine biblische Vision vom Miteinander der Völker und Religionen, wie sie für jeden und jede, der auf der Grundlage dieser biblischen Botschaft stehen möchte, eigentlich maßgebend sein müsste.
Dr. Jörg Sieger