Die Bibel

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Weiter-ButtonZurück-Button Die Anfänge und das Königtum Sauls ⋅1⋅

1. Auf dem Weg zum Königtum

Den letzten Ausschlag zum politischen Zusammenschluss der Stämme unter einem staatlichen Oberhaupt gab denn auch eine politische Notlage, verursacht durch das Bestreben der Philister, ganz Palästina unter ihre Vorherrschaft zu bringen.

Diese notvolle Lage förderte in Israel den staatlichen Zusammenschluss aller Stämme unter einem ständigem politischem Oberhaupt. Man verlangte nach einem

"König, wie es bei allen Völkern Brauch ist" (1 Sam 8,5).

Das Angewiesensein auf je und dann spontan auftretende charismatische Führerpersönlichkeiten erschien als zu unsicher. Gegenüber dem gutgerüsteten, kampfgeübten und jederzeit einsatzfähigen Berufsheer der Philister sah man sich mit dem schlecht ausgerüsteten, wenig geübten Heerbann der israelitischen Bauern im Nachteil. Hinzu kam, dass Bauern ja nur zeitweilig abkömmlich waren, der Heerbann also nur eingeschränkt einsatzfähig war.

Die israelitischen Theologen, vor allem der späteren Zeit, beurteilten diese Entwicklung übrigens äußerst negativ. Das Verlangen nach einem König nach heidnischem Vorbild widersprach dem Herrschaftsanspruch Jahwes über Israel.

2. Saul (Ende des 11. Jahrhunderts v. Chr.)

Erster König Israels wurde Saul.

a. Die Erhebung zum König

Das erste Buch Samuel berichtet davon, dass Saul vermittelt durch den Propheten Samuel von Jahwe berufen wurde. Nach einigen Feldzügen im Stil derer der Richterzeit hätten die Stämme Israels ihn dann im Heiligtum von Gilgal, das inzwischen zum kultischen Mittelpunkt der Stämme geworden war, zum König von Israel ausgerufen (1 Sam 11).

Das dürfte auch der historische Hintergrund der Ereignisse gewesen sein. Durch eine Akklamation am Heiligtum in Gilgal scheint der bereits einige Male erfolgreiche Heerführer Saul König Israels geworden zu sein.

Saul gelang es tatsächlich, die Vorherrschaft der Philister über Israel zu brechen (1 Sam 13-14). Und er trug auch einen Sieg über die Amalekiter, den Nomadenverband aus der südlichen Wüste, davon.

b. Charakterisierung des Königtums Sauls

Das Königtum Sauls war ein Heerkönigtum auf nationaler Grundlage. Es war in manchem durchaus vergleichbar mit den Königtümern der östlichen Nachbarn Israels.

Nach dem Vorbild der Philister hatte Saul eine kleine Truppe von Berufskriegern eingerichtet.

Während die Teilnehmer des traditionellen Heerbannes sich selbst zu verpflegen hatten (vgl. 1 Sam 17,17ff), sorgte der König für den Unterhalt der Berufskrieger und belehnte sie mit Krongut (1 Sam 22,7).

Zum Feldhauptmann des Heerbannes setzte Saul seinen Vetter Abner ein (1 Sam 14,50). Sein Schildknappe war David, Sohn des Isai (1 Sam 16,14-23).

Seine Residenz richtete Saul in seiner Heimatstadt Gibea ein, 6 km nördlich von Jerusalem. Die bescheidenen Reste seiner Königsburg wurden inzwischen ausgegraben.

c. Das Ende seiner Herrschaft

Das Königtum Sauls ist nicht von langer Dauer gewesen.

Es gab bald Spannungen zwischen den hergebrachten Forderungen des Jahwekrieges und dem, was Saul von strategischen und politischen Gesichtspunkten her für notwendig hielt. Diese Spannungen führten anscheinend zum Zerwürfnis mit Samuel, dem Hüter der alten Sakraltradition.

Diese Krise von innen bot keine gute Voraussetzung für die Auseinandersetzung mit den Philistern. Aber gerade diese Auseinandersetzung gewann nun wieder an Bedeutung. Die Philister ließen mit ihrem Gegenschlag wohl nicht lange auf sich warten.

Von Afek aus zogen sie, wahrscheinlich im Bund mit Teilen anderer süd­lich des Karmel an­säs­sigen Seevölkern, nach Norden, besetzten die Jesreelebene und lager­ten sich bei Jesreel.

Damit waren die Nordstämme Israels von den Mittel- und Süd­stämmen abgeschnitten. Saul konnte daraufhin nicht mehr seine gesamte Macht sam­meln.

In der Schlacht "an der Quelle bei Jesreel", wahrscheinlich der Ha­rod­quelle am Nord­west­hang des Gilboaberges, schlugen die Philister die Israeliten vernichtend.

Die meisten der Söhne Sauls fielen im Kampf. Er selbst wurde verwundet und stürzte sich in sein Schwert. Die Philister nahmen Kopf und Waffen Sauls als Siegestrophäe mit. Die Leichname Sauls und seiner Söhne hingen sie an der Stadtmauer von Bet-Schean auf.

In der Folge besetzten die Philister das ganze Land. Ihre Vorherrschaft über Palästina war nun wieder unbestritten.

Weiter-ButtonZurück-Button Anmerkung

1 Vgl.: Martin Metzger, Grundriß der Geschichte Israels (Neukirchen 5. Auflage 1979) 82-100. Zur Anmerkung Button