Die Bibel

Entstehung, Gedankenwelt, Theologie ...


Weiter-ButtonZurück-Button Die Tora ⋅1⋅

Einen einheitlichen Kanon für den jüdisch-christlichen Bereich gibt es allerdings nicht. In der jüdischen Tradition hat sich ein eigener Kanon herausgebildet.

Diese Kanonbildung beginnt bereits in der alttestamentlichen Zeit. Den ersten Teil des jüdischen Kanons dürfte der heute so genannte Pentateuch darstellen.

Er wird im jüdischen Bereich mit dem Wort תּוֺרָה ["torah"] bezeichnet und enthält die Bücher Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri und Deuteronomium.

1. Der Pentateuch und das Buch Josua

Toraschrein

Toraschrein.

Foto-Button© Katholisches Bibelwerk Linz,
Kapuzinerstr. 84, A-4020 Linz

Dass hier bereits ein Auswahlprozess vorliegt, wird schon deutlich, wenn man das Buch Josua betrachtet. Es stammt nach jüdischer Auffassung von Josua, dem gleichnamigen Diener und Nachfolger des Mose und enthält höchstwahrscheinlich auch Material aus den gleichen Quellenschriften, aus denen auch die ersten fünf biblischen Bücher schöpfen. Dennoch zählt es nicht zur תּוֺרָה ["torah"].

Dies muss man wohl so interpretieren, dass schon zu der Zeit, als man den Namen תּוֺרָה ["torah"] für die ersten fünf Bücher zu verwenden begann, diese Schriften mit dem Tod des Mose als abgeschlossen galten. Man scheint diese fünf Bücher also bereits früh als abgeschlossene Sammlung betrachtet zu haben.

2. Esra

Ein deutliches Zeugnis dafür, dass diese Schriften dann auch schon sehr früh kanonische Autorität genossen, überliefert uns Neh 8-10. Dort wird geschildert, wie der Priester Esra um die Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. das Volk auf das Gesetzbuch des Mose verpflichtet.

Als das Volk aus dem Exil zurückgekehrt war und wieder eine Tempelgemeinde bildete, war also die תּוֺרָה ["torah"] - oder zumindest eine Vorstufe derselben - bereits das verbindliche Gesetzbuch für diese erneuerte Kultgemeinde.

3. Die Abspaltung der Samaritaner

Mit Sicherheit lag die תּוֺרָה ["torah"] als Sammlung von Schriften mit kanonischer Autorität dann endgültig vor, als die Samaritaner sich im 4. Jahrhundert v. Chr. endgültig von der jüdischen Gemeinde loslösten. Sie übernahmen nämlich lediglich den Pentateuch als heilige Schrift.

Dies ist aber ein sicherer Hinweis darauf, dass das kanonische Ansehen des Pentateuchs zu dieser Zeit bereits unumstritten gewesen sein muss.

Weiter-ButtonZurück-Button Anmerkung

1 Vgl.: Lothar Ruppert, Einleitung in das Alte Testament (Teil I) - autorisierte Vorlesungsmitschrift (WS 1984/85) 23-30. Zur Anmerkung Button