Unser Gottesdienst

Verstehen, deuten, neue Wege beschreiten


Zurück-Button "Jetzt begreife ich, ... dass Gott in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist." (Apg 10,35) - Konfessionen und Religionen

Ökumenische Gottesdienste, Juden und Muslime, Kommuniongemeinschaft

Karfreitag und Fronleichnam, das waren die beiden Tage an denen der kalte Krieg zwischen den Konfessionen manchmal schon den Anschein heißer Schlachten gewinnen konnte.

Der Karfreitag, das war schließlich jener Tag, an dem die Katholiken bei uns zu Hause den Stall geweißelt haben.

Und am Fronleichnamstag, haben sich die evangelischen Christen dann revanchiert und am Rande der Prozession den Mist aufs Feld gefahren.

Der kalte Krieg ist vorbei

Die Zeiten dieses interkonfessionellen kalten Krieges, sind Gott sei Dank vorbei! Ganz langsam sind sie zu Ende gegangen.

Evangelische Christen und Katholiken, begannen das Miteinander zu entdecken, spürten, dass es weit mehr Verbindendes als Trennendes gibt.

Plötzlich hörte es auf, das peinliche Versprechen-müssen, dass die Kinder unter allen Umständen katholisch werden müssten, wenn eine sogenannte Mischehe eingegangen werden sollte. Man sprach auch immer seltener despektierlich von Mischehe, man sprach von konfessionsverschiedener Ehe. Und mittlerweile höre ich immer häufiger das schöne Wort von der konfessionsverbindenden Ehe.

Der Schmerz der Trennung

Und wie viel sich in der Selbstverständlichkeit des Miteinanders getan hat, das drückt für mich die Tatsache aus, dass immer mehr dieser konfessionsverschiedenen Paare nicht jeder für sich am Sonntag in seine Kirche gehen, sondern den Gottesdienst miteinander, als Familie gemeinsam besuchen und feiern.

Wen wundert es, dass gerade hier, in diesen Familien, die immer noch bestehende Trennung zwischen den Konfessionen am schmerzlichsten wahrgenommen und empfunden wird.

Wir sind eins

Dabei sind wir doch eigentlich eins.

Vielleicht nicht auf dem Papier und auch nicht in den Organisationsstrukturen und Leitungsgremien - vor Gott sind wir es sicher.

Gleich zwei Mal betont das 17. Kapitel des Johannesevangeliums dass alle eins sein sollen, denn für Gott ist es so.

Oder bilden wir uns wirklich ein, dass er zwei, oder drei Kirchen hätte? Bilden wir uns wirklich ein, dass er unter seinen Kindern unterscheiden würde?

Es gibt nur eine Kirche, die "Kyriake", und das sind die, die zum "Kyrios", die zum Herrn gehören.

Das "katholisch" des Glaubensbekenntnisses

Das ist im übrigen nichts Neues, und auch nicht irgendeine meiner Spinnereien. Das ist alte christliche Glaubensüberzeugung und wir beten sie auch regelmäßig im Glaubensbekenntnis. Wir glauben die eine, heilige, apostolische und katholische Kirche. Und dieses katholisch meint jetzt tatsächlich nicht die römisch-katholische Kirche, sondern - ganz streng vom Wort her - die allumfassende, die ganze Welt umspannende eine Kirche Jesu Christi - es gibt nämlich keine zweite.

Wir sind es nicht allein

Natürlich hat in der Vergangenheit jede der Teilkirchen, seien es die orthodoxen, die römisch-katholische Kirche oder die protestantischen Kirchen für sich in Anspruch genommen, dass sie allein die wahre Kirche seien.

Es hat lange gebraucht, bis uns klar geworden ist, welche Anmaßung hinter diesem Gedanken steckt - und bei manchen wird es vermutlich sogar noch eine ganze Zeit langt brauchen, bis dieses Denken auch aus ihren Köpfen ausgetrieben ist.

Kaum jemand hat sich für eine Kirche entschieden

Völlig absurd wurde die Vorstellung, dass all die anderen Kirchen eigentlich gar nicht Kirche seien, durch die Jahrhunderte lang geübte Praxis, bereits Kinder zu taufen. Wer von uns hat sich denn jemals dafür entschieden, zu dieser oder jener Kirche zu gehören.

Wären meine Eltern evangelisch gewesen, dann wäre ich jetzt evangelischer Christ. Ein anderer Mensch wäre ich dadurch sicherlich kaum.

Unsere Pflicht und Schuldigkeit

Unsere derzeitige Situation mutet mir nun manchmal so an, als säßen die unterschiedlichen Kirchen da und freuten sich daran, dass sie sich nicht mehr spinnefeind sind. Und jetzt versucht man so ganz langsam Schritte aufeinander zu zu machen - zwei Schritte vor, einer zurück, manchmal auch drei...

Immer getreu dem Motto, schön, wenn wir uns einander nähern, das ist wichtig, aber nichts übereilen. Und wenn es halt noch ein paar Jahrzehnte braucht, dann müssen wir uns die Zeit eben nehmen.

Wir tun so, als hätten wir alle Zeit der Welt, und als wäre jeder neue kleine Schritt ein Erfolg und eine große Leistung der Theologie. Dabei verkennen wir, dass es unsere verdammte Pflicht und Schuldigkeit ist, uns zu versöhnen und uns gegenseitig die Hand zu reichen. Es liegt nicht in unserem Belieben, uns zu vereinen, sondern ist der Wille Jesu Christi, der ausdrücklich will, dass wir eins sind, weil wir alle, ob evangelisch, orthodox oder katholisch Kinder eines Vaters, Kinder Gottes sind.

Wir sind seine Familie. Wir sind eine Familie. Und es ist unsere Pflicht, zusammenzukommen und uns zu vertragen. Ansonsten versündigen wir uns alle vor Gott und verfehlen unseren Auftrag Licht für die Völker zu sein.

Von der Verantwortung der Menschen vor Ort

Hier kommen jetzt wieder die Menschen in unseren Gemeinden in den Blick. Denn ein großer Teil der Verantwortung lastet auf uns.

Kirchenleitungen haben bei allen Neuerungen immer die Angst, dass die Menschen vor Ort sie nicht mittragen könnten.

'Was wenn sich die Gemeinden, was wenn sich Kirche, wegen irgendwelcher Streitfragen noch mehr spaltet so dass am Ende mehr Zerstreuung und Spaltung da wäre als zuvor.'

Wozu Fehleinschätzungen führen

Ich erinnere mich schmerzlich daran, wie ich diesem Phantom 'Das kann man doch noch nicht machen' selbst einmal aufgesessen bin.

Als im Langental Jubiläum war und dort wie selbstverständlich am Sonntagmorgen ein ökumenischer Gottesdienst sein sollte, war für mich völlig klar, dass der parallele Sonntagsgottesdienst in der Peterskirche selbstverständlich trotzdem sein musste.

'Das kann man mit St. Peter noch nicht machen, dass man die Messe zugunsten eines ökumenischen Gottesdienstes einfach fallen lässt.'

Als ich dann, nach dem miserabel besuchten Sonntagsgottesdienst zum Jubiläum ins Langental gefahren bin, musste ich feststellen, dass all diejenigen, deretwegen ich glaubte, den Sonntagsgottesdienst nicht mit dem ökumenischen Gottesdienst verbinden zu können, munter vom Jubiläumsgottesdienst kamen und nichts, aber auch gar nichts vermissten, außer, dass ihr Pfarrer nicht dabei gewesen war.

Ökumene muss zur Selbstverständlichkeit werden

Um solchen Ängsten, gerade auch bei den Verantwortlichen in den Ordinariaten und Oberkirchenräten zu wehren, muss vor Ort immer mehr ein Klima geschaffen werden, das das ökumenische Miteinander zu solch einer Selbstverständlichkeit werden lässt, dass auch dem Letzten klar wird, dass er mit seinen Entscheidungen der Wirklichkeit vor Ort mindestens so weit hinterherhinkt, wie ich es damals getan habe.

Ein Klima der gegenseitigen Offenheit

Das heißt, dass in unseren Gemeinden ein Klima vorherrschen muss, bei dem völlig klar ist, dass zu allen Kreisen und Veranstaltungen Christen aller Konfessionen ganz herzlich eingeladen sind, und dass es kaum wichtig ist, ob jemand bei uns oder bei jenen mittut -, dass einzig wichtig ist, ob er irgendwo mittut.

Ohne Ökumene geht es nicht mehr

Und dann muss immer deutlicher werden, dass es ohne Ökumene, ohne gemeinsame Gottesdienste schon lange nicht mehr geht.

Bei den Schulgottesdiensten sind wir auf dem besten Weg. Dort ist es mittlerweile selbstverständlich, dass sie gemeinsam gefeiert werden.

Kein Jubiläum sofern - und das ist die Kehrseite der Medaille - überhaupt noch nach einem Gottesdienst nachgefragt wird, kein Jubiläum findet bei uns mit separaten, konfessionellen Gottesdiensten statt.

Ökumenische Trauung

Vorreiter war gleichsam die Ökumenische Trauung, die aus unseren Gemeinden nicht mehr wegzudenken ist.

Hier sind wir - das ist den wenigsten wirklich bewusst - bei uns in der großartigen Situation wirklich ökumenische Trauungen feiern zu können.

Eigentlich gibt es zwei Formen für eine ökumenische Trauung: das sogenannte Formular A und das Formular B. Das eine ist eigentlich eine katholische Trauung, bei der der evangelische Amtsträger daneben steht, und das andere ist ein evangelischer Traugottesdienst, bei dem halt ein katholischer Amtsträger anwesend ist.

Nur im Bereich der Erzdiözese Freiburg und der badischen Landeskirche hat man sich in den 70er-Jahren auf einen Ritus geeinigt, der wirklich beide Amtsträger in annähernd gleicher Weise beteiligt. Es ist das sogenannte Formular C, das es - wie bereits gesagt - nur bei uns gibt.

Von allen Seiten werden wir darum beneidet: Es gibt eine festgefügte Form, auf die alle Beteiligten ohne lang diskutieren zu müssen zurückgreifen können und die darüber hinaus auch wirklich den Charakter einer gemeinsamen Feier garantiert.

Dass dies zuwege gebracht wurde, ist ein Glanzpunkt aller ökumenischen Entwicklung und das Ergebnis einer Begeisterung, wie sie in den 70er-Jahren offenbar noch herrschte, von offizieller Seite aber heute leider nur noch selten erreicht wird.

Da nimmt man dann gerne in Kauf, dass auch die Texte des sogenannten Formulars C mittlerweile bereits in die Jahre gekommen sind. Sie sind immer noch das beste, was es amtlicherseits überhaupt gibt.

Ein Wort zu den Kindern

An dieser Stelle - der Klarheit wegen - nur ein kurzes Wort zur Frage der Kinder im Zusammenhang der konfessionsverschiedenen Trauungen; denn es ist ja immer noch so, dass der katholische Partner 'etwas unterschreiben' muss. Und je nachdem, bei welchem Pfarrer er das tut, hört sich die Erklärung was man jetzt genau unterschrieben hat auch heute noch ziemlich unterschiedlich an.

Fakt ist, dass konfessionsverschiedenen Trauungen bis 1971 katholischerseits nur zugestimmt wurde, wenn der katholische Partner unterschrieben hat, dass er darum wisse, die Pflicht zu haben, seine Kinder in der katholischen Kirche taufen zu lassen und auch versprochen hat, dass dies geschehen werde.

Nach 1971 nimmt die katholische Kirche Gott sei Dank zur Kenntnis, dass auch der evangelische Partner, so er seinen Glauben ernst nimmt, die Aufgabe verspürt, diesen Glauben weiterzugeben.

Da man bei uns selten etwas weglässt, hat man das bisherige Versprechen einfach mit zwei Zusätzen versehen, die es so sehr relativieren, dass von seiner einstigen Schärfe nichts mehr übrig geblieben ist. Man unterschreibt nun, dass man verspricht, dieses sittlichen Gebot nach Kräften zu erfüllen, sofern es in seiner Ehe möglich ist. Und diese Zusätze, nämlich "nach Kräften" und "sofern es in meiner Ehe möglich ist" besagen nichts anderes, als dass die konkrete Situation ausschlaggebend, und es schlicht und ergreifend in die Verantwortung beider Eltern gelegt ist, in welcher Konfession sie ihre Kinder erziehen.

Ökumene kann ökonomisch werden

Aber zurück zu den ökumenischen Gottesdiensten.

Bei solchen Gottesdiensten lebt Ökumene bisher nämlich meist von der Anwesenheit zweier Amtsträger. Daran krankt sie aber derzeit auch häufig.

Wenn nämlich immer zwei Amtsträger von Nöten sind, läuft es meist darauf hinaus, dass jeder seine Veranstaltungen hat und dann auch noch die gemeinsamen - gleichsam als Zusatztermine - hinzukommen.

Wenn man für ein Brautpaar zwei Amtsträger braucht, dann ist das vielleicht ökumenisch, ökonomisch ist es allerdings absolut nicht.

Ökumene, die wirklich gelebt wird, kann aber auch ökonomisch werden. Dann nämlich, wenn sie den Grad von Selbstverständlichkeit erreicht, den ich bereits angesprochen habe.

Wenn für den evangelischen Partner, der katholische Amtsträger so selbstverständlich auch für ihn akzeptabler Pfarrer ist, dass auch durch die Anwesenheit nur dieses einen Pfarrers die Hochzeit eine gemeinsame, konfessionsübergreifende Feier ist, und wenn für die katholische Mutter der evangelische Pfarrer so sehr auch ihr Pfarrer ist, dass er den gemeinsamen Gottesdienst für ihr Kind ohne weiteres auch alleine halten kann, dann ist Ökumene unter den Christen so selbstverständlich geworden, dass sie gut tut.

Die letzte trennende Bastion

Dann fehlt eigentlich nur noch das gemeinsame Abendmahl, das nach den offiziellen Richtlinien und Ordnungen unserer Kirche immer noch eine der letzten trennenden Bastionen zwischen den Konfessionen darstellt.

Natürlich dürfen wir in Glaubensdingen nicht der Beliebigkeit Tür und Tor öffnen. Natürlich kann man solche Dinge nicht einfach übers Knie brechen, sondern muss abwägen, sorgfältig prüfen und sauber einen Schritt nach dem andern tun. Aber manchmal kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, als dass die Hindernisse und Schwierigkeiten die in den großen Kommissionen und mit hochkarätigen Theologen besetzten Foren immer noch gefunden und diskutiert werden, am Ende doch sehr theoretisch bleiben und mit der Wirklichkeit unseres Glaubens und unserem Glaubenleben vor Ort oft herzlich wenig zu tun haben.

Man sagt, dass die Mahlgemeinschaft erst dann gehalten werden könne, wenn wir im Glauben auch wirklich eins geworden sind, wenn wir in all den Fragen auch wirklich übereinstimmen. Aber glauben wir denn wirklich, dass dies irgendwann einmal der Fall sein wird?

Als ob die Katholiken untereinander im Glauben an die Eucharistie wirklich übereinstimmen würden! Sie müssen da nur so manche rein katholische Brautmesse anschauen, und Sie werden sich von alleine fragen, was da so manche von den Mitfeiernden denn wirklich glauben. Nur weil "man" getauft ist und die übliche katholische Laufbahn mit dem Erstkommunion- und Firmunterricht durchlaufen hat, heißt das ja noch lange nicht, dass alle Katholiken auch so glauben, wie katholische Theologie das vorsieht!

Wenns aber wirklich darum gehen würde, wenns darum gehen würde, dass alle Mitfeiernden im Glauben auch tatsächlich übereinstimmen - ich fürchte, dass wir am Ende dann gar keine Eucharistie mehr feiern könnten. Auf diesen Tag nämlich, auf den könnten wir lange warten.

Das Beispiel Jesu

Jesus aber hat doch nicht gewartet. Er hat doch nicht darauf gewartet, bis seine Jünger alle zum Glauben gekommen waren. Er hat das Brot gebrochen und an sie ausgeteilt. Und er hat sie nicht einmal gefragt, ob sie an ihn glauben.

Selbst mit dem, der kurz darauf aufbrach, um ihn zu verraten, hat er das Abendmahl gefeiert, selbst den, hat er in seine Mahlgemeinschaft eingeladen.

Jesus lädt auch heute ein. Er lädt ein, zu seinem Mahl, und ich glaube nicht, ich - ganz persönlich - glaube nicht, dass er irgendjemanden, der ihm wirklich folgen möchte, von dieser Einladung ausschließt.

Die Zeit ist reif

Ich glaube, dass die Zeit reif ist. Und ich wünsche mir, dass unsere Kirchenleitungen hüben wir drüben, mutig aufeinander zugehen und Brücken bauen, Brücken, die tragfähig sind, auch für diejenigen, die sich mit dem Gedanken immer noch schwer tun.

Und dass dies notwendig ist habe ich in anderem Zusammenhang schon überdeutlich erfahren - im Zusammenhang mit dem Blick über den christlichen Tellerrand hinaus nämlich.

Denn auch das dürfen wir beim Thema Ökumene nicht vergessen: Es braucht zu alldem den Dialog mit den Juden und es braucht den Dialog mit den Muslimen.

Wir glauben an den selben Gott

Wir glauben nämlich, und ich werde nicht davon lassen es immer wieder zu betonen, an ein und denselben Gott.

Natürlich sind wir Christen davon überzeugt diesen Gott anders zu erkennen. Wir glauben ihn als Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass dieser Gott der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs ist, den Christen, Juden und Muslime in gleicher Weise verehren.

Juden und Muslime sind keine Götzenanbeter

Zu sagen, Muslime beispielsweise glauben nicht an den Sohn Gottes, deshalb glauben sie auch nicht an unseren Gott, das hieße entweder davon auszugehen, dass es noch einen anderen, den muslimischen Gott nämlich, gäbe, - oder aber den Muslimen abzusprechen, dass sie überhaupt an Gott glauben würden. Sie wären dann aber bestenfalls Götzenanbeter.

Wer dies im Blick auf den Islam tatsächlich zu denken in der Lage ist, der mag sich einmal vor Augen halten, welche Ungeheuerlichkeit er im Blick auf das Judentum vollbringt, denn Juden glauben auch nicht an Jesus, als den Sohn Gottes - wer aber möchte es wagen, Juden gegen das Zeugnis der Heiligen Schrift als Götzenanbeter zu bezeichnen!

Ungeheuere Berührungsängste

Die wenigen Kontakte, die wir mit Muslimen bisher hatten, machen einerseits Mut, machen aber auch deutlich, welche Berührungsängste es noch gibt.

Manchmal habe ich das Gefühl - unter ganz anderen Vorzeichen aber doch auch wieder ganz ähnlich -, in eine Situation wie vor 50 Jahren hineinversetzt worden zu sein, als Katholiken und Protestanten die ersten zaghaften Schritte aufeinanderzugegangen sind, zu einer Zeit, als der Heimatpfarrer meines Vaters, von den evangelischen Christen nur als den 'Blauköpfen' gesprochen hat und in manchen erzkatholischen Regionen, wenn nicht unter Protest, dann doch unter Argwohn der Bau einer evangelischen Kirche verfolgt wurde.

Die Notwendigkeit des Dialogs

Es braucht den Dialog, denn er wird zutage fördern, dass es auch hier weit mehr Gemeinsamkeit als Trennendes gibt.

Und wer weiß, wohin uns der Gott, der uns in der Bibel immer wieder die Vereinigung aller Völker als Ziel vor Augen hält, am Ende führen will.


These 1

Auf jeden Fall braucht es Mut, und damit wären wir bei den abschließenden Thesen, Mut, aufeinander zuzugehen.

Unsere Gemeinden müssen alles erdenkliche tun, damit der ökumenische Geist nicht erstirbt, und zu einer Selbstverständlichkeit wird, die nicht mehr aus ihnen wegzudenken ist.

These 2

Hier gilt es vor Ort Notwendigkeiten zu entdecken und gemeinsam anzugehen, auch wenn man manchmal dabei 'Fünfe gerade sein' lassen muss.

These 3

Und auch über den christlichen Tellerrand hinaus gilt es, die Fühler auszustrecken.

Nicht überall wird es gelingen - aber dort wo es möglich ist, müssen wir auch gemeinsames Beten und Gottesdienstfeiern versuchen.

Die bischöflichen Beauftragten für Weltanschauungsfragen stehen hier - diese Erfahrung habe ich machen dürfen - hilfreich zur Seite und zeigen, was möglich ist und was nicht.

Johannes Paul II. hat im Zusammenhang mit seinem Friedensgebet in Assisi mutig den Weg gewiesen. Er ist dabei sogar über die großen Buchreligionen hinaus gegangen. Das war und ist richtungsweisend.

Im Regelfall übersteigt es die Möglichkeiten einer Gemeinde vor Ort bei Weitem und ist auch nicht unsere Aufgabe. Aber auf diejenigen, die hier bei uns vor Ort leben, auf die können wir zugehen.

Und in der Nachfolge Christi müssen wir es auch tun.

(Dr. Jörg Sieger)

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