Unser Gottesdienst

Verstehen, deuten, neue Wege beschreiten


Weiter-Button Zurück-Button "Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen." (Joh 6,31) - Eucharistieverehrung

Die Verehrung der Eucharistie außerhalb der Messe; von der Bedeutung der Krankenkommunion; Monstranz und Tabernakel

Ich weiß nicht, ob es eine wahre Begebenheit ist, auf jeden Fall wird sie oft erzählt:

Es brannte in einer Kirche und der Pfarrer drang unter Einsatz seines Lebens in das lichterloh in Flammen stehende Gotteshaus und rettete das Allerheiligste aus dem Tabernakel. Die wertvollen Kerzenleuchter aus Metall sind geschmolzen und mehrere gotische Figuren von unschätzbarem Wert sind verbrannt. Den Kelch mit den gewandelten Hostien hat der Pfarrer gerettet.

Eine Frage des Glaubens

Unabhängig von der Frage, ob ich mich überhaupt in den brennenden Kirchenraum hineingewagt hätte, quält mich seit Jahren der Gedanke, was ich denn tun würde?

Ich bin mir nicht ganz schlüssig, aber ich zweifle doch ein wenig daran, ob ich den Hostienkelch mitgenommen hätte. Ich weiß nicht, ob mein Glaube da nicht zu schwach ist, zu rational verbildet, zu sehr von verstandesmäßigen Überlegungen geprägt. Die Frage nach dem Stellenwert der Eucharistie, dem Allerheiligsten, sie ist die eigentliche Frage, des heutigen Abends. Und diese Eingangsüberlegung macht vielleicht schon ein wenig deutlich, wie schwierig diese Thematik im Letzten ist.

Von den Schwierigkeiten mit dem Sakrament

Während man sich noch verhältnismäßig leicht vorstellen kann, dass uns Jesus Christus im anderen Menschen begegnet, dass alles, was wir anderen tun, auch ihm getan ist, während man noch einigermaßen nachvollziehen kann, dass er dann mitten unter uns ist, wenn wir uns in seinem Namen versammeln, während all dies auf einer geistig geistlichen und vor allem verstandesmäßigen Ebene einordbar bleibt, wird seine Gegenwart in der Gestalt des Brotes derart real und greifbar, dass alle Erklärungs- und Vorstellungszusammenhänge versagen. Gott selbst gibt sich uns zur Speise - einfacher und komplizierter konnte er es uns nicht machen.

Von der Messe zur Eucharistieverehrung

Die Eucharistie rückte dementsprechend auch schon sehr früh ins Zentrum christlicher Frömmigkeit und begann rasch den Rahmen der konkreten Abendmahlsfeier der Gemeinde zu übersteigen. Man brach nicht nur das Brot und aß es im Bewusstsein, hierbei Jesus Christus selbst zu empfangen, man brachte es auch denen, die an der konkreten Gemeindeversammlung nicht teilnehmen konnten, vorab den Kranken. Dies war Zeichen der Solidarität und Quelle der Kraft für Alte und Kranke.

Die eigentliche Wegzehrung

Von daher hat auch das Zweite Vatikanische Konzil die Eucharistie als eigentliche Wegezehrung konsequent wiederentdeckt. Dem Sterbenden soll vor allem die Eucharistie gereicht werden, sie ist das Sakrament der Begleitung auf diesem für einen Menschen wohl schwersten Weg überhaupt.

Die sogenannte Letzte Ölung, die diesen Platz in der Zeit vor dem Konzil eingenommen hatte, wurde als Sakrament der Krankensalbung neu geordnet und an ihren angestammten Platz verwiesen. Die Krankensalbung soll schließlich Stärkung in schwerer Krankheit bringen, den Kranken aufrichten und ihm Gottes Hilfe versichern. Sie ist demnach nicht auf den Tod sondern auf Kraft und nicht zuletzt auf die Überwindung dieser Krankheit hin ausgerichtet.

Leider steht diesem ungeheuer bedeutenden Gedanken sehr häufig entgegen, dass die meisten Sterbenden kaum noch etwas zu sich nehmen können und dementsprechend fast ausschließlich die Krankensalbung gespendet wird, die nun doch wieder in den Geruch des Abschiedssakramentes gerät.

Aufbewahrung über den Gottesdienst hinaus

Der Brauch aber, das eucharistische Brot zu den Kranken zu tragen, war letztlich der eigentliche Grund, dasselbe über den Gottesdienst hinaus aufzubewahren.

In Anlehnung an das Bundeszelt, das Gottes Gegenwart bei der Wanderung durch die Wüste versinnbildlichte, nannte man diesen Ort der Aufbewahrung "Tabernakel", abgeleitet vom lateinischen Wort für Zelt.

Damit aber bekam die Eucharistie, neben der gemeinschaftlichen Feier in der Messe auch einen Platz in der privaten Frömmigkeit der Menschen, denn so war ja auch ein Ort geschaffen, an dem ich ganz einfach für mich in Gebet, Stille und Meditation die Gegenwart Christi im Sakrament erfahren konnte.

Es entstand eine eigene Eucharistiefrömmigkeit.

Der Gründonnerstag als eigentliches Fest der Eucharistie

Dieselbe hat letztlich auch ein eigenes Fest hervorgebracht.

Der eigentliche Festtag der Einsetzung der Eucharistie ist ja der Gründonnerstag, der Abend, an dem wir ganz besonders an das Mahl denken, das Jesus mit seinen Jüngern gehalten hat.

Dieser Abend ist aber von ganz eigenem Charakter. Das bringt schon der Name zum Ausdruck, in dem das alte Wort "grienen" bzw. "greinen" enthalten ist, was soviel wie "weinen" und "wehklagen" bedeutet. Die Todesangst am Ölberg, die Verhaftung und der Beginn der Passion überlagern am Gründonnerstag die Erinnerung an die Einsetzung der Eucharistie.

Das Fronleichnamsfest

So entstand im 13. Jahrhundert ein eigener Festtag, der ganz dem Altarsakrament gewidmet ist: das sogenannte Fronleichnamsfest. Der Name beinhaltet die alten Worte "frôn", gleichbedeutend mit "Herr", und "lichnam", was soviel wie "lebendiger Leib" bedeutet, und meint demnach nichts anderes als "Leib des Herrn", "Leib Christi". Aufgrund der Visionen der Juliane von Lüttich hat Papst Urban IV. (1261-1264), der 1242-1247 Archidiakon von Lüttich gewesen war und Juliane dort kennengelernt hatte, das Fronleichnamsfest für die ganze Kirche angeordnet. Es wird am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitssonntag, also 10 Tage nach Pfingsten gefeiert.

Seine besondere Prägung erhält der Fronleichnamstag durch die Sakramentsprozession, bei der das Allerheiligste in der Monstranz durch die Straßen getragen wird.

Mittelalterliche Schaufreude

Auch dieser Brauch geht auf das Mittelalter zurück. Besonders die Zeit der Gotik war durch eine ganz eigene Schaufreude geprägt. Heiligenreliquien wurden beispielsweise nicht länger in Reliquienkästchen oder -bursen eingeschlossen, die man lediglich berühren konnte, um engen Kontakt mit ihnen zu haben, sondern wurden in Kristallzylindern sichtbar gemacht. Diese Ostensorien waren die Vorbilder für die ersten Monstranzen, in denen man nun auch die heilige Hostie gleichsam ausstellte. Dabei bedeutet der Name Monstranz vom lateinischen "monstrare" - zeigen - nichts anderes als etwa "Gerät zum Vorzeigen".

Bedeutung der Wandlungselevation

Um den Gedanken, der hinter dieser "Ausstellung" des Altarsakramentes steht näher zu verstehen, muss man sich vor Augen halten, dass die Menschen zu dieser Zeit recht selten die Kommunion empfingen. Der zentrale Punkt in der Messe war demnach die Elevatio, die Erhebung der Hostie und des Kelches unmittelbar nach der Wandlung. Das Zeigen der Hostie wurde zum eigentlich wichtigen Augenblick und galt demnach auch - im Empfinden der Menschen - als der Zeitpunkt, an dem die mit der Messe verbundenen Gnadengaben empfangen wurden. Von daher entwickelte sich auch die Unsitte vor allem in Kathedralkirchen, in denen viele Kleriker zeitversetzt an den Seitenaltären die Messe "lasen", von einer Elevatio zur nächsten zu pilgern, um somit gleichsam Gnade auf Gnade zu häufen.

Verlängerung der Wandlungselevation

Das Sakrament nun im Glaszylinder auszusetzen, bedeutete nichts anderes als die Wandlungselevation einfach zu perpetuieren, den heiligen Leib Christi für längere Zeit zur Anbetung "aussetzen".

Formen der Fronleichnamsprozession

Man trug das Allerheiligste am Fronleichnamstag nun in der Monstranz durch die Straßen der Stadt, oft unter einem Trag-"Himmel" oder auf einer Tragbahre. Priester im Messkleid trugen Kerzen, Reliquien oder Kelche, Sänger, Spielleute, "Engelknaben" und die ganze Gemeinde folgten dem Umzug, der schon Vorbilder in Flur- und auch Stadtumgängen hatte.

Die allgemeine Festfreude und die Schmückung der Straßen kennzeichnen noch alte Bezeichnungen wie "Prangtag", "Kränzeltag" oder ähnliches mehr.

Schon früh wurden auch sogenannte "lebendige Bilder", die das Leiden Christi szenisch ausdeuteten, auf Schauwagen mitgeführt. Über erläuternde Dialoge hinweg entstanden daraus die Fronleichnamsspiele.

Die Zünfte wetteiferten in der Ausgestaltung der Festwagen, gelegentlich bis zu 40 oder 50. Den Abschluss bildeten meist die Wagen der Müller und Bäcker, die ja die Hostien buken.

Wesen und Unwesen der Fronleichnamsprozession

Das so ausgestaltete Fest ist mit das beste Beispiel mittelalterlicher Frömmigkeit, die ihren Ausgang zwar sicher von der Liturgie nahm, aber letztlich nicht mehr von ihr normiert oder geformt war.

Schon kaum mehr vertretbare Folgerung war dann der Glaube an die Dämonen abwehrenden Wirkungen dieser Prozession:

"Die Dämonen sollen es sehen und zittern"

hieß es.

Daher trug man das Sakrament durch die vom Unwetter gefährdeten Felder und spendete damit den Wettersegen.

Gerade dieses Beispiel mittelalterlicher Frömmigkeit zeigt die - nach heutigem Geschmack - ungute Mischung eines volkskirchlich religiösen Kerns mit volkstümlichem Spektakulum.

Brauchtum und Folklore, Musikkapellen und Schaustellungen suchen heute zumindest im städtischen Bereich andere Aufhänger; aber zu dieser Zeit war die Kirche noch das Ferment der Gesellschaft, Feste waren vorwiegend kirchliche Feste, Kirchweih und "Kirmes" hatten religiösen und zugleich volksfestlichen Aspekt.

Es wäre unhistorisch, die Vergangenheit einfach vor das Tribunal einer "aufgeklärteren" Gegenwart zu zitieren. Feste sind Ausdruck dafür, dass das Leben ein Gut ist, das gefeiert werden darf und Spielmannszüge spielen an vielen Orten zur Ehre Gottes. Wichtig allerdings ist, Fehlentwicklungen zu erkennen und daraus Konsequenzen zu ziehen.

Was nicht bedeutet, dass man das Kind mit dem Bad ausschütten darf. Die Motorik von Prozessionen und Umzügen könnte - so der Liturge Johannes Emminghaus - auch heute ein notwendiges Korrektiv gegen ein langes stilles Dasitzen der Gottesdienstgemeinde sein, die oftmals einen deutlichen Bewegungsstau verspüre, der nicht nur bei Jugendlichen, unverkennbar nach einem Ausgleich verlange. Auch sei es uns heute aufgegeben, Gottesdienstformen nicht nur für Intellektuelle zu finden. Emminghaus schreibt:

"Reform ist nie allein Ausräumen und ersatzloses Streichen, sondern Neuorientierung nach wesentlichen und verantworteten Kriterien." (Johannes H. Emminghaus, Die Messe, Wesen - Gestalt -Vollzug (3., neu bearbeitete Auflage, Klosterneuburg, Stuttgart, 1984) 132)

Bleibende Bedeutung

Von bleibender Bedeutung ist sicher der Gedanke, dass wir als Christen unseren Glauben in die Straßen unserer Stadt hinaustragen.

Die vier Altäre in der Vergangenheit, an denen nach allen vier Himmelsrichtungen jeweils der Anfang der vier Evangelien - stellvertretend für das ganze Evangelium - vorgetragen wurde, symbolisierten ja schon, dass wir Gottes Wort nicht nur im Kirchenraum verschließen, sondern in die Welt hineintragen wollen.

Und eine Fronleichnamsprozession die heute an den Eis essenden Gästen im Straßencafé vorbeizieht, hat durchaus den Charakter einer Demonstration und eines sehr eindrücklichen persönlichen Bekenntnisses zum Glauben.

Die Praxis der Aussetzung

Wichtig bei all diesen Überlegungen ist jedoch, dass das Sakrament der Eucharistie, das in der Monstranz mitgeführt wird oder bei der Aussetzung auf dem Altar zugegen ist, nie nur schmückendes Beiwerk sein darf und andere Beweggründe, als die Verehrung des Sakramentes, nie im Vordergrund stehen dürfen.

Wenn wir uns um den im Sakrament gegenwärtigen Herrn versammeln, dann muss es dabei auch in erster Linie um ihn gehen.

Das hat ganz klare Auswirkungen auf die Gestaltung einer eucharistischen Aussetzung und einer Sakramentsprozession. Eine Marienandacht, so wichtig dieselbe auch ist, hat vor ausgesetztem Allerheiligsten nichts verloren, und auch Lieder, die sich inhaltlich an den Kirchenpatron wenden, gehören nicht in eine eucharistische Anbetung - von der Unsitte, dem Allerheiligsten den Rücken zuzukehren und eine Ansprache zu halten, bzw. Dankesworte zu sprechen, ganz zu schweigen.

Auch ist die eucharistische Aussetzung die Gottesdienstform, in der die Haltung des Kniens - sofern nicht gesundheitliche oder örtliche Voraussetzungen dagegenstehen - die angemessenste ist.

Die frühere Praxis der Messe vor ausgesetztem Allerheiligsten

Unangemessen und deshalb auch nicht mehr erlaubt, ist die alte Praxis die Messe vor ausgesetztem Allerheiligsten zu feiern.

Hier spielte der Gedanke eine Rolle, vor dem im Sakrament gegenwärtigen Gott das Opfer darzubringen. Dies ist im Blick auf die ganze Dimension der Messfeier eine Engführung und dementsprechend auch mit guten Gründen abgeschafft worden.

Anbetung des Allerheiligsten - ein eigenständiger Gottesdienst

Dagegen wurde betont, dass die Anbetung und die damit verbundene Aussetzung des Allerheiligsten eine ganz eigene Gottesdienstform darstellen.

Wenn das Sakrament in der Monstranz gezeigt werden soll, dann muss demnach auch eine entsprechende Zeit der Verehrung, des Gebetes und der Stille gegeben sein. Das Allerheiligste nach einer Messe oder einer Andacht nur zum Zweck des Segens auszusetzen wurde mit gutem Grund untersagt.

Von den Gefahren einer falscher Eucharistiefrömmigkeit

Solch eine Praxis nährt nämlich das magische Verständnis, dass dem Sakrament in der Monstranz besondere, gleichsam Zauberkraft zukomme - ganz ähnlich, wie es uns bereits bei der dämonenaustreibenden Kraft im Zusammenhang mit den Prozessionen begegnet ist. Hier aber ist die Grenze zum Aberglauben bereits überschritten.

Der eucharistische Segen hat eine tiefe Bedeutung. Es ist Jesus Christus, durch den der Segen ergeht, und dies wird durch den Segen mit der Monstranz anschaulich verdeutlicht.

Aber Gott spendet uns seinen Segen immer durch Jesus Christus, und dementsprechend gibt es keine wichtigeren und keine unwichtigeren Segen. Es gibt auch kein mehr oder weniger gesegnet werden.

Die Eucharistie jedoch einfach nach einer Messe auszusetzen, lediglich zum Zwecke des Segnens, reicht schon in die Sphäre hinein, als würde nun eben ein besonderer Segen gespendet, der ein mehr an Segen ermögliche, als andere Segensgebete.

Kommunion unter beiderlei Gestalt

Dass all unsere Eucharistiefrömmigkeit sich vor allen Dingen auf den Leib Christi konzentriert, hängt natürlich damit zusammen, dass allein das eucharistische Brot nach dem Gottesdienst für die Kranken aufbewahrt wurde.

Dies liegt sicher auch in der einfacheren Praktikabilität. Wein ist eben weit schwieriger aufzubewahren, als das ungesäuerte Brot.

Das ändert nichts daran, dass die Kommunion ihre volle Zeichenhaftigkeit gewinnt, wenn sie unter beiden Gestalten gereicht wird.

Auch das hat das Konzil den Katholiken wieder neu ins Bewusstsein gerufen und für eine Reihe von Gottesdiensten neu belebt. Als Beispiel nennt das Messbuch etwa die Brautmesse, bei der Braut und Bräutigam die Eucharistie unter beiderlei Gestalt empfangen können, Feiern der Ehe-Jubiläen Beauftragungen für besondere Dienste und vieles mehr.

Auch Gruppen-Gottesdienste und bestimmte hervorgehobene Festtage, bei denen die Anzahl der Teilnehmenden überschaubar bleibt, werden in den Richtlinien der Deutschen Bischofskonferenz aus dem Jahre 1971 genannt.

Es heißt dann:

"Die zur Deutschen Bischofskonferenz gehörenden Ordinarien geben diese Erlaubnis für alle Kirchen und Oratorien. Im Einzelfall steht das Urteil dem zelebrierenden Priester, in Pfarrkirchen dem Pfarrer, zu."

Vom rechten Kommunionempfang

Als Möglichkeiten für den Empfang der Kommunion unter der Gestalt des Blutes wird dabei das Trinken aus dem Kelch sowie das Eintauchen der Hostie in den Wein genannt.

Die Form der Kommunionspendung mittels eines silbernen Röhrchens hat sich - soweit ich sehen kann - kaum irgendwo durchgesetzt.

Für den Empfang der Hostie erinnert die Deutsche Bischofskonferenz in ihren Ausführungen zur Kommunionspendung aus dem Jahre 1971 ausdrücklich an ihre früheren Richtlinien und fasst prägnant zusammen.

"Danach ist es den Gläubigen freigestellt, zwischen der Spendung in den Mund oder in die Hand zu wählen."

Auch heute noch gelegentlich auftauchende Flugblätter, die die Handkommunion verteufeln wollen, sind ihrem Inhalt nach Unsinn und jegliche Beachtung und weitere Erwähnung würde ihnen viel zu viel der Ehre erweisen.

Kommunionhelfer

Nach der Frage des Kommunionempfangs bleibt eigentlich nur noch der Blick auf die Kommunionspender, zu denen heute ja vielerorts auch die sogenannten Kommunionhelfer und Kommunionhelferinnen zählen.

Hier wird bei der Auswahl in einzelnen Gemeinden, manchmal ein ganz strenger Kriterienkatalog angelegt. Auffallend war für mich, da und dort zu erleben, dass verheiratete Frauen "höchstens" den Lektorendienst ausübten, Kommunionhelfer aber nur Männer oder allenfalls unverheiratete Frauen werden konnten.

Da liegt dann ein ganz eigener Würdigkeitsbegriff zugrunde, der sicher nicht im Sinne Jesu ist.

Kommunionhelfer müssen keine Heiligen sein. Für uns alle gilt, was wir im Gottesdienst gemeinsam beten:

"Herr, ich bin nicht würdig."

Aber Gott nimmt uns dennoch in Dienst und das ist das entscheidende.

Deshalb sollten Kommunionhelfer auch keine falsche Scheu an den Tag legen. Immer wieder erlebe ich, gerade wenn es dann um den Kommunionempfang geht, dass Kommunionhelfer einen unheimlichen Abstand zum Altar halten, als ob sie ihre persönliche Unwürdigkeit noch unterstreichen wollten. Sie sind damit beauftragt, Jesus in den Händen zu tragen - vor was wollen sie eigentlich Abstand halten?

Dienst an den Kranken

Und sie sind damit beauftragt, Jesus zu den Menschen zu tragen - wobei wir den Bogen schließen und wieder bei unseren Kranken anlangen. Und hier haben unsere Kommunionhelfer eine unverzichtbare Aufgabe.

Eine Folge des Priestermangels ist nämlich der Umstand, dass ohne den Einsatz unserer Kommunionhelfer die sogenannte Krankenkommunion vielerorts darniederliegen würde.

Wie wohltuend es aber für Menschen sein kann, wenn ihnen in regelmäßigen Abständen das Sakrament gebracht wird, gerade dann, wenn ansonsten kaum noch jemand an sie denkt -, wie wohltuend das sein kann, das kann nur der ermessen, der diesen Dienst wirklich ausübt und es selbst erfährt.

Wobei sich auch hier die Dimensionen kreuzen. Dass das Sakrament dann nicht immer das allerwichtigste ist, ist nämlich gerade hier eine vielleicht allzumenschliche, aber doch wieder sehr menschliche Erfahrung. Dabei wird in diesem Zusammenhang deutlich, dass Christus nicht nur im Sakrament, sondern genauso im anderen Menschen begegnet. Die Tatsache, dass mich da jemand besuchen kommt, der als Kommunionhelfer dann sogar noch ein wenig mehr Zeit mitbringt, als der Pfarrer, der meist gleich wieder weiter muss, die Tatasche, dass da einer einen Kranken besucht, wiegt manchmal nämlich sogar noch mehr, als die eigentliche Spendung der Kommunion.


These 1

Beginnen wir bei den abschließenden Thesen nun auch gleich mit einem Hinweis für Kommunionhelfer.

Schwierigkeiten bereitet vielen in dieser für die meisten doch sehr besonderen Situation, bestimmte, in Fleisch und Blut übergegangene Gepflogenheiten bewusst zu unterlassen. Mit dem Sakrament in Händen, eine Kniebeuge vor dem Altar zu machen ist ein Fauxpas sonder gleichen. Hier gilt es - auch liebgewordene Gewohnheiten - wieder ganz bewusst zu üben und im ein oder anderen Falle auch auf ihre Sinnhaftigkeit hin zu prüfen.

These 2

Der Kommunionempfang in Form der sogenannten Handkommunion ist bei uns mittlerweile gang und gäbe und auch weithin unwidersprochen.

Dementsprechend muss man schon betonen, dass demjenigen, der die Kommunion direkt in den Mund empfangen möchte, dies auch möglich sein muss, ohne schief angeschaut zu werden.

These 3

Er sollte allerdings dabei auch darauf achten, dass er dies vollzieht, ohne dabei dem Kommunionspender, die Finger abzuschlecken, allein schon aus hygienischen Gründen.

These 4

Andererseits ist es auch kein Schaden, wenn jemand, der eigentlich die Handkommunion vorzieht, einmal Mundkommunion macht. Wenn man beide Arme voll hat, ist die Mundkommunion manchmal wirklich das sinnvollere und manche Verrenkungen, um doch noch mit der Hand zu empfangen eher peinlich.

These 5

Auch ist der Hinweis in den Richtlinien für den Kommunionempfang der Deutschen Bischofskonferenz aus dem Jahre 1971 nicht unwichtig, dass man, gerade etwa im Ausland, wenn dort allgemein Mundkommunion üblich ist, nicht seine aufgeklärte Art zur Schau tragen und sich der örtlichen Gepflogenheit anpassen sollte.

These 6

Die Richtlinien der Deutschen Bischofskonferenz zur Kommunionspendung erinnern darüber hinaus auch an eine Selbstverständlichkeit, die hier einfach wieder einmal genannt werden soll.

Es heißt:

"Sowohl das Darreichen des Herrenleibes durch den Spender wie auch das Empfangen durch den Kommunikanten soll in würdiger Weise geschehen. Der Spender vermeide jede Hast beim Reichen der eucharistischen Gabe und beim Sprechen der Spendeworte.
Das Entgegennehmen von Seiten des Kommunikanten soll durch Erheben und Ausstrecken der Hände zu einer deutlichen Geste des Empfangens werden.
Die Gläubigen sollen die heilige Hostie ohne Hast am Orte des Empfanges oder einige Schritte daneben zum Munde führen, keinesfalls im Gehen oder nach der Rückkehr zu ihrem Platz."

These 7

So bleibt nur noch abschließend zu betonen, dass wir gerade heute in unserer hektischen Zeit in der auch die Gottesdienste, meist gefüllt sind von Aktionen und Umtrieb, Orte der Stille und der Ruhe brauchen. Hier kann die Aussetzung des Allerheiligsten und die stille Anbetung Akzente setzen und eine wichtige Gottesdienstform werden. Gerade hier gilt es mittlerweile schon wieder Neuland zu beschreiten.

(Dr. Jörg Sieger)

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