... auf der Spur Jesu - Dokumentation eines gemeinsamen Weges in zwei Bruchsaler Gemeinden

... auf der Spur Jesu

Dokumentation eines gemeinsamen Weges


"... per Anhalter durchs Evangelium"

Gertrud Willy und Olaf Bühler, Mitglieder aus den Gemeinden, haben die Teilnehmenden des Prozesses jeden Tag mit einem Impuls zu einem Abschnitt aus den Evangelien begleitet. Der Titel dieser Reihe, die allmorgendlich per Mail ins Haus flatterte, war - wie wohl unschwer zu erkennen ist - vom Roman "Per Anhalter durch die Galaxis" inspiriert.

Die jeweiligen Inpulse sind hier dokumentiert. Sofern nicht anders vermerkt, sind sie von den beiden selbst verfasst.

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 61

Fr, 18. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Mt 10,16-26a:

16 Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe; seid daher klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben! 17 Nehmt euch aber vor den Menschen in Acht! Denn sie werden euch an die Gerichte ausliefern und in ihren Synagogen auspeitschen. 18 Ihr werdet um meinetwillen vor Statthalter und Könige geführt werden, ihnen und den Heiden zum Zeugnis. 19 Wenn sie euch aber ausliefern, macht euch keine Sorgen, wie und was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde eingegeben, was ihr sagen sollt. 20 Nicht ihr werdet dann reden, sondern der Geist eures Vaters wird durch euch reden. 21 Der Bruder wird den Bruder dem Tod ausliefern und der Vater das Kind und Kinder werden sich gegen die Eltern auflehnen und sie in den Tod schicken. 22 Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden; wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet. 23 Wenn man euch in der einen Stadt verfolgt, so flieht in eine andere. Denn, amen, ich sage euch: Ihr werdet nicht zu Ende kommen mit den Städten Israels, bis der Menschensohn kommt. 24 Ein Jünger steht nicht über seinem Meister und ein Sklave nicht über seinem Herrn. 25 Der Jünger muss sich damit begnügen, dass es ihm geht wie seinem Meister, und der Sklave, dass es ihm geht wie seinem Herrn. Wenn man schon den Herrn des Hauses Beelzebul nennt, dann erst recht seine Hausgenossen. 26a Darum fürchtet euch nicht vor ihnen!
(Mt 10,16-26a)

Darum fürchtet euch nicht vor ihnen!
Man bekennt seinen Glauben nicht, indem man einen überlieferten Text spricht.
Bekennen ist ein Wort aus Gefahrenbereichen.
Es richtet sich gegen etwas, es tritt ein für etwas, es kostet etwas.

Fulbert Steffensky, Auszug aus "Gewagter Glaube", 2012

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 62

Sa, 19. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Mt 10,26b-33:

26b Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird. 27 Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet im Licht, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet auf den Dächern! 28 Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch eher vor dem, der Seele und Leib in der Hölle verderben kann! 29 Verkauft man nicht zwei Spatzen für einen Pfennig? Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters.2 30 Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. 31 Fürchtet euch also nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen. 32 Jeder, der sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen. 33 Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.
(Mt 10,26b-33)

Da ist keiner
kein anderer Mensch
den ich zu fürchten habe.

Er kann allenfalls weh tun
vielleicht gar meinen Leib töten.
Aber meinen Leib und meine Seele verderben
das kann keiner.
Ausgenommen ich selber.

Darauf achte ich
damit ER mich bekenne
vor dem Vater.

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 63

So, 20. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Mt 10, 34-42:

34 Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen! Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. 35 Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; 36 und die Hausgenossen eines Menschen werden seine Feinde sein. 37 Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert. 38 Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert. 39 Wer das Leben findet, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es finden. 40 Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. 41 Wer einen Propheten aufnimmt, weil es ein Prophet ist, wird den Lohn eines Propheten erhalten. Wer einen Gerechten aufnimmt, weil es ein Gerechter ist, wird den Lohn eines Gerechten erhalten. 42 Und wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist - Amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen.
(Mt 10, 34-42)

Jesus meint mit Leben verlieren ganz sicher nicht, dass man das Leben wegwerfen solle. Ganz im Gegenteil: Es geht ja darum, wie Leben gelingen kann.

Kinder zu vernachlässigen, sich nicht ausreichend um sie zu kümmern, das wäre Verantwortungslosigkeit. Dass man seine Kinder nicht von ganzem Herzen lieben solle, das meint Jesus im heutigen Evangelium ganz sicher nicht. Aber Kinder über alle Maße zu lieben und sie mit seiner Liebe so zu erdrücken, dass man sie man Ende gar nicht mehr loslassen kann, sie nicht mehr ihr eigenes Leben leben lassen kann, das wäre letztlich genauso falsch und genauso verkehrt.

Ich denke, dass Jesus mit den rätselhaften Sätzen aus dem heutigen Evangelium genau in diese Richtung weist. Es geht ihm nicht darum, Eltern gering zu achten, Kinder nicht zu lieben oder sich um das Leben hier auf Erden nicht zu mühen. Um das rechte Maß geht es. Denn alle Extreme sind letztlich von Übel. Die goldene Mitte zu treffen, das Gleichgewicht zu halten, das mittlere Maß zu finden, darauf kommt es - denke ich - an.

Jörg Sieger, aus der Predigt vom 25./26. Juni 2005

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 64

Mo, 21. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Mt 11,1-6:

1 Und es geschah, als Jesus die Unterweisung der zwölf Jünger beendet hatte, zog er weiter, um in den Städten zu lehren und zu predigen. 2 Johannes hörte im Gefängnis von den Taten des Christus. Da schickte er seine Jünger zu ihm 3 und ließ ihn fragen: Bist du der, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten? 4 Jesus antwortete ihnen: Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: 5 Blinde sehen wieder und Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium verkündet. 6 Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt.
(Mt 11,1-6)

Das ist der wahre Messias, der den Menschen leben hilft, der denen, die vom Leben hart 'rangenommen wurden, das Leben erleichtert und der auf der Seite derer steht, die von den vermeintlich Stärkeren an die Wand gedrückt worden sind. Daran wird man ihn erkennen.

Und daran kann man auch heute noch erkennen - erkennen, was im Sinne dieses Messias ist, was wahre Nachfolge Christi bedeutet, erkennen, wann man auf der Seite dieses Messias steht, was wahre Religiosität und richtige Frömmigkeit ist - und was eben nicht.

Jörg Sieger, aus der Predigt vom 15./16. Dezember 2001

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 65

Di, 22. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Mt 11, 7-19:

7 Als sie gegangen waren, begann Jesus zu der Menge über Johannes zu reden: Was habt ihr denn sehen wollen, als ihr in die Wüste hinausgegangen seid? Ein Schilfrohr, das im Wind schwankt? 8 Oder was habt ihr sehen wollen, als ihr hinausgegangen seid? Einen Mann in feiner Kleidung? Siehe, die fein gekleidet sind, findet man in den Palästen der Könige. 9 Oder wozu seid ihr hinausgegangen? Um einen Propheten zu sehen? Ja, ich sage euch: sogar mehr als einen Propheten. 10 Dieser ist es, von dem geschrieben steht: Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg vor dir bahnen wird. 11 Amen, ich sage euch: Unter den von einer Frau Geborenen ist kein Größerer aufgetreten als Johannes der Täufer; doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er. 12 Seit den Tagen Johannes' des Täufers bis heute wird dem Himmelreich Gewalt angetan und Gewalttätige reißen es an sich. 13 Denn alle Propheten und das Gesetz bis zu Johannes haben prophetisch geredet. 14 Und wenn ihr es annehmen wollt: Er ist Elija, der wiederkommen soll. 15 Wer Ohren hat, der höre! 16 Mit wem soll ich diese Generation vergleichen? Sie gleicht Kindern, die auf den Marktplätzen sitzen und anderen zurufen: 17 Wir haben für euch auf der Flöte gespielt und ihr habt nicht getanzt; wir haben die Totenklage angestimmt und ihr habt euch nicht an die Brust geschlagen. 18 Denn Johannes ist gekommen, er isst nicht und trinkt nicht und sie sagen: Er hat einen Dämon. 19 Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt und sie sagen: Siehe, ein Fresser und Säufer, ein Freund der Zöllner und Sünder! Und doch hat die Weisheit durch ihre Taten Recht bekommen.
(Mt 11, 7-19)

Seit den Tagen Johannes' bis heute
sagt Jesus
wird dem Himmelreich Gewalt angetan.
Und hat das je geendet?
Ist es nicht immer noch so
dass es die Gewalttägigen an sich reißen
die ganz sicher zu wissen meinen
was Recht ist und zu gelten hat.
Sie ordnen dieser Gewalt alles unter
Gesetz zählt ihnen mehr
als Wohl und Leid der Menschen
und Erbarmen kennen sie nicht.

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 66

Mi, 23. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Mt 11, 20-30:

20 Dann begann er den Städten, in denen er die meisten Machttaten getan hatte, Vorwürfe zu machen, weil sie nicht Buße getan hatten: 21 Weh dir, Chorazin! Weh dir, Betsaida! Denn wenn in Tyrus und Sidon die Machttaten geschehen wären, die bei euch geschehen sind - längst schon wären sie in Sack und Asche umgekehrt. 22 Das sage ich euch: Tyrus und Sidon wird es am Tag des Gerichts erträglicher ergehen als euch. 23 Und du, Kafarnaum, wirst du etwa bis zum Himmel erhoben werden? Bis zur Unterwelt wirst du hinabsteigen. Wenn in Sodom die Machttaten geschehen wären, die bei dir geschehen sind, dann stünde es noch heute. 24 Das sage ich euch: Dem Gebiet von Sodom wird es am Tag des Gerichts erträglicher ergehen als dir. 25 In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast. 26 Ja, Vater, so hat es dir gefallen. 27 Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will. 28 Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken. 29 Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele. 30 Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.
(Mt 11, 20-30)

Mein Joch drückt nicht
Ich lade Euch keine Lasten auf
Ihr, die Ihr trotzdem schwer zu tragen habt
Kommt zu mir
und werdet ruhig
in Eurer Seele

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 67

Do, 24. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Mt 13, 24-30 und Mt 13, 36-43:

24 Jesus legte ihnen ein anderes Gleichnis vor: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte. 25 Während nun die Menschen schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging weg. 26 Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein. 27 Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut? 28 Er antwortete: Das hat ein Feind getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen? 29 Er entgegnete: Nein, damit ihr nicht zusammen mit dem Unkraut den Weizen ausreißt. 30 Lasst beides wachsen bis zur Ernte und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune!
(Mt 13, 24-30)

36 Dann verließ er die Menge und ging in das Haus. Und seine Jünger kamen zu ihm und sagten: Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker! 37 Er antwortete: Der den guten Samen sät, ist der Menschensohn; 38 der Acker ist die Welt; der gute Samen, das sind die Kinder des Reiches; das Unkraut sind die Kinder des Bösen; 39 der Feind, der es gesät hat, ist der Teufel; die Ernte ist das Ende der Welt; die Schnitter sind die Engel. 40 Wie nun das Unkraut aufgesammelt und im Feuer verbrannt wird, so wird es auch bei dem Ende der Welt sein: 41 Der Menschensohn wird seine Engel aussenden und sie werden aus seinem Reich alle zusammenholen, die andere verführt und Gesetzloses getan haben, 42 und werden sie in den Feuerofen werfen. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. 43 Dann werden die Gerechten im Reich ihres Vaters wie die Sonne leuchten. Wer Ohren hat, der höre!
(Mt 13, 36-43)

Wissen wir es nicht manchmal ganz genau?
Hier, so denken wir
das Gute - Weizen
dort das Schlechte - Unkraut

Aber so gern wir es manchmal ausreißen würden
das, was wir für schlecht halten
das überlässt Er uns nicht

Das zu entscheiden
liegt dann
am Ende
nur bei ihm

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 68

Fr, 25. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Mt 13, 44-52:

44 Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn und grub ihn wieder ein. Und in seiner Freude ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte den Acker. 45 Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. 46 Als er eine besonders wertvolle Perle fand, ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte sie. 47 Wiederum ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Netz, das ins Meer ausgeworfen wurde und in dem sich Fische aller Art fingen. 48 Als es voll war, zogen es die Fischer ans Ufer; sie setzten sich, sammelten die guten Fische in Körbe, die schlechten aber warfen sie weg. 49 So wird es auch bei dem Ende der Welt sein: Die Engel werden kommen und die Bösen aus der Mitte der Gerechten aussondern 50 und sie in den Feuerofen werfen. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. 51 Habt ihr das alles verstanden? Sie antworteten ihm: Ja. 52 Da sagte er zu ihnen: Deswegen gleicht jeder Schriftgelehrte, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, einem Hausherrn, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt.
(Mt 13, 44-52)

Es klingt so banal.
Der Hausherr, der Jünger geworden ist
Holt beides hervor.

Er verwirft nicht Altes, weil es alt ist
Und fürchtet sich nicht vor Neuem
Nur ob seiner Neuheit.

Von beidem braucht es das Richtige
Und Kopf und Mut
Sich dafür zu entscheiden

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 69

Sa, 26. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Mt 17, 24-27:

24 Als Jesus und die Jünger nach Kafarnaum kamen, traten jene, welche die Doppeldrachme einzogen, zu Petrus und fragten: Zahlt euer Meister die Doppeldrachme nicht?2 25 Er antwortete: Doch! Als er dann ins Haus hineinging, kam ihm Jesus mit der Frage zuvor: Was meinst du, Simon, von wem erheben die Könige dieser Welt Zölle und Steuern? Von ihren eigenen Söhnen oder von den anderen Leuten? 26 Als Petrus antwortete: Von den anderen!, sagte Jesus zu ihm: Also sind die Söhne frei. 27 Damit wir aber bei ihnen keinen Anstoß erregen, geh an den See, wirf die Angel aus und den ersten Fisch, den du heraufholst, nimm, öffne ihm das Maul und du wirst ein Vierdrachmenstück finden. Das gib ihnen als Steuer für mich und für dich.
(Mt 17, 24-27)

Auch das geht
wie Jesus zeigt
und wie es - fast - falsch aussieht:

Die Söhne sollten keine Tempelsteuer bezahlen müssen.
Und dennoch: damit wir keinen Anstoß erregen....
Es kann auch für Protest, für mein Nein
zu dem, was geändert werden müsste
die falsche Zeit geben.

Mit Anstoß erregen ist es nicht getan
wenn sonst alles bleibt, wie's ist.
Manchmal ist es richtig mitzuspielen
wenn nichts bewirkt werden kann.
Und Kraft und Anstoß
für die kommende Gelegenheit aufzusparen.

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 70

So, 27. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Mt 18,10-14:

0 Hütet euch davor, einen von diesen Kleinen zu verachten! Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen stets das Angesicht meines himmlischen Vaters. 11 1 12 Was meint ihr? Wenn jemand hundert Schafe hat und eines von ihnen sich verirrt, lässt er dann nicht die neunundneunzig auf den Bergen zurück, geht hin und sucht das verirrte? 13 Und wenn er es findet - Amen, ich sage euch: Er freut sich über dieses eine mehr als über die neunundneunzig, die sich nicht verirrt haben. 14 So will auch euer himmlischer Vater nicht, dass einer von diesen Kleinen verloren geht.
(Mt 18,10-14)

Ist das nicht ein Skandal?
Wir sind auf dem rechten Weg
aber der Hirte
lässt uns alleine auf dem Berg zurück
kümmert sich einfach nicht.
Die Empörung ist verständlich
genau solange
bis ich verloren gehe
und der Hirte um meinetwillen die Herde verlässt
um mich heimzuholen.

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 71

Mo, 28. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Mt 18, 15-20:

15 Wenn dein Bruder gegen dich sündigt, dann geh und weise ihn unter vier Augen zurecht! Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder zurückgewonnen. 16 Hört er aber nicht auf dich, dann nimm einen oder zwei mit dir, damit die ganze Sache durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen entschieden werde. 17 Hört er auch auf sie nicht, dann sag es der Gemeinde! Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner. 18 Amen, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein. 19 Weiter sage ich euch: Was auch immer zwei von euch auf Erden einmütig erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten. 20 Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.
(Mt 18, 15-20)

Kinder rufen nach der Mama oder dem Papa. Dies nicht mehr nötig zu haben, für sich selber sprechen zu können, nicht über sondern mit dem anderen zu reden, das ist ein Zeichen des Erwachsenwerdens.

Nur muss man das, wie alles auf der Welt, wohl erst ganz langsam und recht mühsam lernen. Und ich erschrecke meist über mich selbst, wenn ich entdecke, wie kindisch auch ich mich gerade in diesem Punkt selber ganz oft verhalte, wie viel leichter es ist, über andere zu reden, wie schwer es häufig fällt und welche Überwindung es meist kostet, den anderen direkt ganz unmittelbar auf etwas anzusprechen, nicht über sondern mit ihm zu reden.

Aber genau das ist es, was Jesus uns heute offensichtlich mit diesem Abschnitt des Evangeliums wieder neu bewusst machen möchte. Nicht übereinander sondern miteinander sprechen, das ist es, was den reifen Menschen auszeichnet, das ist Wesenszug eines wirklich reifen Menschen und damit auch Wesenszug eines Christen. Zumindest scheint es mir wesentliches Anliegen des heutigen Evangeliums zu sein; eine Aufgabe, mit der die meisten von uns, ich eingeschlossen, heute wohl nicht zu Ende kommen werden; eine Aufgabe, die uns wohl noch einige Zeit beschäftigen dürfte.

Gott hat uns den Mund zum Reden geben. Wir müssen nun nur noch lernen, ihn richtig zu benutzen: Und das heißt eben nicht in erster Linie übereinander, sondern vor allem ganz direkt mit dem anderen, mit dem, den es betrifft - ganz einfach: miteinander reden.

Jörg Sieger, Auszug aus der Predigt vom 05.09.1999

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 72

Di, 29. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Mt 18, 21-35:

21 Da trat Petrus zu ihm und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er gegen mich sündigt? Bis zu siebenmal? 22 Jesus sagte zu ihm: Ich sage dir nicht: Bis zu siebenmal, sondern bis zu siebzigmal siebenmal. 23 Mit dem Himmelreich ist es deshalb wie mit einem König, der beschloss, von seinen Knechten Rechenschaft zu verlangen.2 24 Als er nun mit der Abrechnung begann, brachte man einen zu ihm, der ihm zehntausend Talente schuldig war. 25 Weil er aber das Geld nicht zurückzahlen konnte, befahl der Herr, ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaß, zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen. 26 Da fiel der Knecht vor ihm auf die Knie und bat: Hab Geduld mit mir! Ich werde dir alles zurückzahlen. 27 Der Herr des Knechtes hatte Mitleid, ließ ihn gehen und schenkte ihm die Schuld. 28 Als nun der Knecht hinausging, traf er einen Mitknecht, der ihm hundert Denare schuldig war. Er packte ihn, würgte ihn und sagte: Bezahl, was du schuldig bist! 29 Da fiel der Mitknecht vor ihm nieder und flehte: Hab Geduld mit mir! Ich werde es dir zurückzahlen. 30 Er aber wollte nicht, sondern ging weg und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlt habe. 31 Als die Mitknechte das sahen, waren sie sehr betrübt; sie gingen zu ihrem Herrn und berichteten ihm alles, was geschehen war. 32 Da ließ ihn sein Herr rufen und sagte zu ihm: Du elender Knecht! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich angefleht hast. 33 Hättest nicht auch du mit deinem Mitknecht Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? 34 Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Peinigern, bis er die ganze Schuld bezahlt habe. 35 Ebenso wird mein himmlischer Vater euch behandeln, wenn nicht jeder seinem Bruder von Herzen vergibt.
(Mt 18, 21-35)

Vergeben
siebenundsiebzigmal
viel verlangt
wenn mir einer immer und immer wieder weh tut
da liegt doch packen und würgen oftmals viel näher

Aber wie oft brauche ich Erbarmen?
Wie oft muss ich feststellen, dass es wieder mal falsch war?

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 73

Mi, 30. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Lk 5, 1-11:

1 Es geschah aber: Als die Volksmenge Jesus bedrängte und das Wort Gottes hören wollte, da stand er am See Gennesaret 2 und sah zwei Boote am See liegen. Die Fischer waren aus ihnen ausgestiegen und wuschen ihre Netze. 3 Jesus stieg in eines der Boote, das dem Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück weit vom Land wegzufahren. Dann setzte er sich und lehrte das Volk vom Boot aus. 4 Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: Fahr hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! 5 Simon antwortete ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen. 6 Das taten sie und sie fingen eine große Menge Fische; ihre Netze aber drohten zu reißen. 7 Und sie gaben ihren Gefährten im anderen Boot ein Zeichen, sie sollten kommen und ihnen helfen. Sie kamen und füllten beide Boote, sodass sie fast versanken. 8 Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Geh weg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr! 9 Denn Schrecken hatte ihn und alle seine Begleiter ergriffen über den Fang der Fische, den sie gemacht hatten; 10 ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, die mit Simon zusammenarbeiteten. Da sagte Jesus zu Simon: Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen. 11 Und sie zogen die Boote an Land, verließen alles und folgten ihm nach.
(Lk 5, 1-11)

Loser
Fischer, die nichts fangen
Versager
zu denen steigt Jesus ins Boot
auf die baut Gott:
auf Abraham, mit seiner unfruchtbaren Frau, vom Aussterben bedroht
auf Mose, der seinen Mund nicht auf bekommt und Aaron als Redner braucht
zu denen steigt er ins Boot
er ist mit ihnen
und dann traut er es ihnen allein zu

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 74

Do, 31. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Lk 7, 11-16:

11 Und es geschah danach, dass er in eine Stadt namens Naïn kam; seine Jünger und eine große Volksmenge folgten ihm. 12 Als er in die Nähe des Stadttors kam, siehe, da trug man einen Toten heraus. Es war der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe. Und viele Leute aus der Stadt begleiteten sie. 13 Als der Herr die Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr und sagte zu ihr: Weine nicht! 14 Und er trat heran und berührte die Bahre. Die Träger blieben stehen und er sagte: Jüngling, ich sage dir: Steh auf! 15 Da setzte sich der Tote auf und begann zu sprechen und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück. 16 Alle wurden von Furcht ergriffen; sie priesen Gott und sagten: Ein großer Prophet ist unter uns erweckt worden: Gott hat sein Volk heimgesucht.
(Lk 7, 11-16)

Witwe damals
ziemlich weit unten
auf verlorenem Posten
der Vater als Ernährer und Versorger
wenn er stirbt müssen die Kinder für den Unterhalt aufkommen
Ohne Kinder hat sie niemand, der sich um sie sorgen würde
zum Betteln gezwungen und ohne Chance bei Krankheit, Alter, Schwäche
Jesus gibt der Witwe ihr Kind zurück
Er gibt ihr eine Perspektive

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 75

Fr, 1. Februar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Lk 10, 25-37:

25 Und siehe, ein Gesetzeslehrer stand auf, um Jesus auf die Probe zu stellen, und fragte ihn: Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben? 26 Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du? 27 Er antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele, mit deiner ganzen Kraft und deinem ganzen Denken, und deinen Nächsten wie dich selbst. 28 Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. Handle danach und du wirst leben! 29 Der Gesetzeslehrer wollte sich rechtfertigen und sagte zu Jesus: Und wer ist mein Nächster? 30 Darauf antwortete ihm Jesus: Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halbtot liegen. 31 Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging vorüber. 32 Ebenso kam auch ein Levit zu der Stelle; er sah ihn und ging vorüber. 33 Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam zu ihm; er sah ihn und hatte Mitleid, 34 ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein eigenes Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn.
(Lk 10, 25-37)

Die sind nicht wie wir
Das sind Fremde. Ausländer
Die ticken ganz anders
Haben andere Regeln
unser Gesetz erkennen sie nicht an.
Und jetzt das:
"Dann geh und handle genauso!"

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 76

Sa, 2. Februar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Lk 10,38-42:

38 Als sie weiterzogen, kam er in ein Dorf. Eine Frau namens Marta nahm ihn gastlich auf.2 39 Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu. 40 Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen zu dienen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen! 41 Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. 42 Aber nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt, der wird ihr nicht genommen werden.
(Lk 10,38-42)

Wer faul ist
und andere für sich arbeiten lässt,
der wird belohnt?

Doch Maria ist nicht einfach nur faul
sie hörte zu
sie hört, was er ihr zu sagen hat
sie hält in ihrer Arbeit inne
sie wird still
Das lobt Jesus

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 77

So, 3. Februar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Lk 11, 1-13:

1 Und es geschah: Jesus betete einmal an einem Ort; als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger beten gelehrt hat! 2 Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. 3 Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen! 4 Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. Und führe uns nicht in Versuchung! 5 Dann sagte er zu ihnen: Wenn einer von euch einen Freund hat und um Mitternacht zu ihm geht und sagt: Freund, leih mir drei Brote; 6 denn einer meiner Freunde, der auf Reisen ist, ist zu mir gekommen und ich habe ihm nichts anzubieten!, 7 wird dann der Mann drinnen antworten: Lass mich in Ruhe, die Tür ist schon verschlossen und meine Kinder schlafen bei mir; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben? 8 Ich sage euch: Wenn er schon nicht deswegen aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seiner Zudringlichkeit aufstehen und ihm geben, was er braucht. 9 Darum sage ich euch: Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet. 10 Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. 11 Oder welcher Vater unter euch, den der Sohn um einen Fisch bittet, gibt ihm statt eines Fisches eine Schlange 12 oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet? 13 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten.
(Lk 11, 1-13)

Unsere Gefühle können wir schlecht steuern. Deshalb sagte Gott auch nicht: "Möge deine Feinde." Es ist sehr schwer, seine Feinde zu mögen. Aber seine Feinde zu lieben, ist etwas anderes.

Liebe ist ein Willensakt, bei dem man liebevoll handelt, auch wenn man nicht immer liebevolle Gefühle hat. Wir halten Liebe oft für ein Gefühl, aber das ist sie nicht.

Liebe ist Handeln. Liebe ist etwas, das wir für andere tun. Entwicklung im spirituellen, im moralischen Leben findet statt, wenn wir Entscheidungen treffen müssen. Wir haben die Wahl, unseren Gefühlen der Eifersucht und des Hasses nachzugeben oder stattdessen etwas Liebevolles zu tun.

Unsere Freiheit basiert auf unserer Fähigkeit, uns über unsere Gefühle zu erheben und aufgrund einer bewussten Willensentscheidung zu handeln.

Bischof Desmond Tutu

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 78

Mo, 4. Februar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Lk 11, 27-28:

27 Es geschah aber: Als er das sagte, da erhob eine Frau aus der Menge ihre Stimme und rief ihm zu: Selig der Schoß, der dich getragen, und die Brust, die dich gestillt hat! 28 Er aber erwiderte: Ja, selig sind vielmehr, die das Wort Gottes hören und es befolgen.
(Lk 11, 27-28)

Der Vorbehalt des μενοũν bezieht sich nicht nur auf Maria sondern auch auf Jesus selbst (den diese Seligpreisung zwangsläufig mittrifft). Die Aussage lautet also: Du ehrst meine Mutter, du ehrst dadurch mich! Das ist gut und schön, aber lass uns nun von etwas wichtigerem sprechen!

Marcus Sigismund, exegetisch-theologischer Kommentar zum Evangelium am Hochfest
der Aufnahme Mariens in den Himmel (Vorabend): Lk 11,27-28
zitiert nach (www.perikopen.de)

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 79

Di, 5. Februar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Lk 12, 13-21:

13 Einer aus der Volksmenge bat Jesus: Meister, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen! 14 Er erwiderte ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbteiler bei euch eingesetzt? 15 Dann sagte er zu den Leuten: Gebt Acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier! Denn das Leben eines Menschen besteht nicht darin, dass einer im Überfluss seines Besitzes lebt. 16 Und er erzählte ihnen folgendes Gleichnis: Auf den Feldern eines reichen Mannes stand eine gute Ernte. 17 Da überlegte er bei sich selbst: Was soll ich tun? Ich habe keinen Platz, wo ich meine Ernte unterbringen könnte. 18 Schließlich sagte er: So will ich es machen: Ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen; dort werde ich mein ganzes Getreide und meine Vorräte unterbringen. 19 Dann werde ich zu meiner Seele sagen: Seele, nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink und freue dich! 20 Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann das gehören, was du angehäuft hast? 21 So geht es einem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber bei Gott nicht reich ist.
(Lk 12, 13-21)

"Wenn man Dein Leben von Dir zurückfordert, wem wird dann all das gehören, was Du angehäuft hast? Hast Du denn überhaupt nicht verstanden worum es geht? Du Narr, Du siehst anscheinend alles verschwommen, siehst nur den Reichtum und vermeintlichen Wohlstand. Und am Ende hast Du mit all Deiner Raffgier Deine Gesundheit ruiniert, oder bist ein verbitterter Mensch geworden - und vor allem anderen: Du stehst dann mit leeren Händen vor Gott! Worauf es in Deinem Leben wirklich ankommt, worum Du Dich als erstes sorgen solltest, das siehst Du nicht; Du leidest an einer furchtbaren Kurzsichtigkeit!"

Jesu Diagnose ist hart. Das Ergebnis seiner Untersuchung ist alles andere als angenehm. Ohne etwas zu verschweigen führt er seinem Patienten vor Augen:

Worauf es im Leben ankommt, das ist alles andere, als dass wir möglichst viel besitzen, so dass unsere Herzen voll sind von Habgier und Neid!

Jörg Sieger, Predigtauszug vom 3. August 1986

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 80

Mi, 6. Februar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Lk 12, 54-59:

54 Außerdem sagte Jesus zu der Volksmenge: Wenn ihr im Westen eine Wolke aufsteigen seht, sagt ihr sofort: Es gibt Regen. Und so geschieht es. 55 Und wenn der Südwind weht, sagt ihr: Es wird heiß. Und es geschieht. 56 Ihr Heuchler! Das Aussehen der Erde und des Himmels wisst ihr zu deuten. Warum könnt ihr dann diese Zeit der Entscheidung nicht deuten? 57 Warum findet ihr nicht schon von selbst das rechte Urteil? 58 Denn wenn du mit deinem Gegner zum Gericht gehst, bemüh dich noch auf dem Weg, dich mit ihm zu einigen! Sonst wird er dich vor den Richter schleppen und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben und der Gerichtsdiener wird dich ins Gefängnis werfen. 59 Ich sage dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du auch die letzte Münze bezahlt hast.
(Lk 12, 54-59)

Liegt das nicht nahe, dass man versucht sich zu versöhnen, bevor man vor Gericht streitet? Muss das noch extra gesagt werden?
Oder sagt er es nur denen, die im Unrecht sind, wenn die Sache mit dem Gefängnis kommt?