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Marieluise Gallinat-Schneider

Gemeindereferentin in Bruchsal

Vorträge von Marieluise Gallinat-Schneider

Frauengemeinschaft St. Peter, 27. Januar 2009, Bruchsal

Bibel in gerechter Sprache - ein Buch nicht nur für Frauen?

Wenn wir uns mit Bibel beschäftigen, müssen wir uns immer klar machen, dass es sich dabei um Übersetzungen handelt. Daher hole ich am Anfang auch etwas aus.

Die Bibel selbst ist in einem langen Prozess entstanden, es wurden Teile schriftlich auf Pergamentrollen festgehalten, gesammelt, miteinander verbunden und irgendwann entstand die hebräische Bibel, das Alte Testament als eine Sammlung. Der Pentateuch (also die 5 Bücher Mose, wie sie in den evangelischen Büchern heißen oder Genesis - Exodus - Levitikus - Numeri - Deuteronomium) - Die Bücher der Geschichte des Volkes - der Lehrweisheit und Psalmen - der Propheten, dies ist der Kanon der hebräischen Schriften.

In der Septuaginta, der griechischen Bibelübersetzung von ca 200 v. Chr., wurden auch einige griechische Bücher [Die nicht enthaltenen Bücher der LXX], nämlich das Buch Baruch, das Buch Tobit, das Buch Judit, das Buch der Weisheit, das Buch Jesus Sirach, die beiden Makkabäer-Bücher, und Teile der Bücher Ester und Daniel als Teil des Kanons betrachtet, die im jüdischen Kanon nicht erhalten sind.

Das Neue Testament wurde von Anfang an auf Griechisch geschrieben. Die gesamte Schrift, Altes wie Neues Testament, lag dann griechisch mit dem alttestamentlichen Teil der Septuaginta vor und wurde von Hieronymus ins Lateinische übersetzt, die sogenannte Vulgata. Sie wurde im Mittelalter von den Mönchen der Klöster immer wieder per Hand abgeschrieben. Diese Ausgabe war die im Westen allgemeingültige und auch vom Konzil in Trient bestätigte Bibelausgabe der katholischen Kirche. Zu der Zeit begann jedoch schon die Diskussion, ob die griechischen und hebräischen Originalquellen nicht höher als die Ausgabe anzusehen seien. Nach dem 2. Vaticanum entstand eine Nova Vulgata.

Martin Luther orientierte sich bei seiner Übersetzung des Alten Testamentes am jüdisch hebräischen Kanon, der in seinem heutigen Umfang um ca 100 n. Chr festgelegt wurde und nicht an dem, in katholischen Kreisen üblichen Kanon der griechischen Bibelübersetzung, die nach den über 70 Männern, die sie erstellt haben sollen, Septuaginta genannt wird. Die griechischen Bücher des ersten Testamentes wurden als apokryphe bzw. deuterokanonische oder katholische Bücher angehängt. Durch die gleichzeitige Erfindung des Buchdrucks war diese Bibel in deutscher Sprache in kürzester Zeit das meistverkaufteste Buch.

Als ich zur Schule ging, hatten die katholischen Schüler die Herderbibel, auf Grundlage der Jerusalemer Bibel, die evangelischen entweder die klassische Lutherbibel oder die Züricher Bibel.

Es war unter anderem, neben der Einigung auf eine bestimmte Sprache, also Übersetzung die große Leistung der Einheitsübersetzung, dass sie im Alten Testament den umfangreicheren "katholischen" Kanon umfasst, was ökumenische Bibelarbeit wesentlich erleichtert, denn nun können alle in die gleichen Schriften schauen. Die katholische Kirche hat diese Einheitsübersetzung als liturgische Ausgabe autorisiert, d.h. unsere Lektionare sind in dieser Ausgabe verfasst. Die evangelische Kirche orientiert sich im Gottesdienstgebrauch jedoch immer noch stärker an der Lutherbibel, da sie eine ganz bestimmte Form von Spiritualität hat. Wo das Wort noch stärker im Mittelpunkt steht, als das Abendmahl, hat der Klang der Worte auch ein stärkeres Gewicht in der Liturgie. Ich kann das gut nachvollziehen, ich bin ja früher häufig in der evangelischen Kirche gewesen und Evangelische waren mit Bibel ja immer stärker vertraut. Wenn an Heiligabend der Pfarrer von der Kanzel verkündete: "Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, daß er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger" - dann, ja dann war Weihnachten.

Für viele heutige Menschen ist es jedoch schwierig, sich z.B. mit dem Luthertext auseinanderzusetzen. Dieser Text entstand im 16. Jh, da hatten Wörter wie Herr und Herrschaft noch einen anderen Klang, als bei uns. So ist es natürlich völlig korrekt, den hebräischen Gottesnamen adonai mit Herr zu übersetzen, adonai bedeutet Herr und wurde daher in der Septuaginta auch mit kyrios wiedergegeben, aber im 21. Jahrhundert hat dieses Wort einen völlig anderen Klang, als zur Zeit des Alten Testamentes, zur Zeit der Entstehung der Septuaginta und auch zur Zeit Luthers. Ich war am 9. Juni 2007 auf dem evangelischen Kirchentag in Köln auf einer Podiumsdiskussion zum Thema: "Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater", bei der angesprochen wurde wie patriarchalisch die Sprache in Liedern, Gebeten und Bibeltexten sein kann. Ein allmächtiger Gott, ein herrlicher Herrscher, ein nur männlicher Gott bereiten Menschen, vor allem Frauen heute Probleme. Ich kenne Menschen, die aufgrund furchtbarer Verfehlungen ihres Vaters nicht vom "Vater unser" sprechen können. Dabei gibt es in der Bibel auch Bilder eines weiblichen Gottes, denken wir nur an Vergleiche zwischen Gott und einer Henne, die ihre Küken unter die Flügel nimmt. Im Hebräischen ist der Plural von rechem = Mutterschoß, rachamim = das Erbarmen, die Barmherzigkeit. So wäre für den Hebräer klar, wenn es in Jes 63,7 "Die Huld des Herrn will ich preisen, die ruhmreichen Taten des Herrn, alles, was der Herr für uns tat, seine große Güte, die er dem Haus Israel erwies in seiner Barmherzigkeit und seiner großen Huld." heißt, dass es sich dabei um die Weiblichkeit/Mütterlichkeit Gottes handelt. Die BigS übersetzt sehr passend: "An die tätige Güte Gottes will ich erinnern, an die Ruhmestaten Gottes, gemäß allem, was Gott für uns tat: Gutes in Fülle für das Haus Israel, das Gott entsprechend seiner Mutterliebe und entsprechend der Fülle der göttlichen Treue für sie tat." Auch solche Gesichtspunkte sind für eine Übersetzung wichtig. Das war früher ein Aspekt, der unwichtig war, im Mittelalter war es für die Menschen nicht von Bedeutung, die Mütterlichkeit Gottes zu betonen. Heute dagegen hört sich für uns dadurch vieles gleich anders an.

1971 erschien die Gute Nachricht, die vor allem für den Konfirmandenunterricht von Anfang an beliebte Jugendbibel, die versuchte, in moderner Sprache die Bibel wiederzugeben.

Auf evangelischen Kirchentagen gab es seit ca 20 Jahren die Bibeltexte im Heft in zwei verschiedenen Ausgaben, um diesen Überlegungen Rechnung zu tragen. Auch katholischerseits regte sich bei vielen Frauen Widerstand. In der evangelischen Kirche gab es schon ein Lesungsbuch für Gottesdienste, das diesen Forderungen entsprach.

Am 31.10. 2006 erschien das Ergebnis dann als Bibel in gerechter Sprache. Das Projekt war einmalig. Es war keine Auftragsarbeit, d.h. keine Synode, keine Bischofskonferenz, kein Bibelwerk steht hinter dieser Arbeit. Die Arbeit wurde ausschließlich aus Spenden finanziert. Während des Entstehungsprozesses konnte man mitdiskutieren, an der Entstehung teilhaben. So haben Frauen der Initiative Gottessuche einen Teil des Buchs der Psalmen mitfinanziert. Wir haben während des Entstehungsprozesses häufig im Internet die eingestellten Texte angeschaut. Es durfte im Forum kritisiert werden. Die Autorinnen kommen zum überwiegenden Teil aus der evangelischen Kirche, dennoch kann man es als ökumenisches Projekt bezeichnen, da katholische Frauen mitgemacht haben und die, in der evangelischen Kirche als apokryph bzw. deuterokanonisch bezeichneten, eben schon erwähnten Bücher, mit aufgenommen wurden. Auch dies ist nicht unwichtig für die Ökumene, zumal die Einheitsübersetzung ja mittlerweile nur noch eine katholische Bibel ist, nachdem sich die evangelische Seite 2005 dem Projekt einer Fortschreibung entzog.

Alle Übersetzenden sind WissenschaftlerInnen. Eine davon ist z.B. Gerlinde Baumann, die mit uns im vergangenen Oktober das Seminar zu Gewalt in der Bibel machte. Die Übersetzenden trafen sich von Zeit zu Zeit um Dinge festzulegen, z.B. die Schreibung des Gottesnamens. Im Jüdischen darf der Gottesname ja nicht genannt werden. Es gab daher Überlegungen, wie dieser Name wiedergegeben werden kann. Wo das sogenannte Tetragramm JHWH steht, suchte die Übersetzerin sich einen für sie stimmigen Namen, der biblisch belegt ist, heraus, dieser erscheint grau unterlegt in Anführungszeichen, die anderen in grauer Schrift oben auf der Seite. Dies ist im christlich-jüdischen Dialog ein ganz wichtiges Thema, andererseits stoßen Frauen sich eben an der Wiedergabe von adonai als Herr. Am Ende des Buches findet sich ein Glossar, in dem die hebräischen und griechischen Wörter erklärt werden.

Am 20. Oktober 2007 fand in Stuttgart der ökumenische Frauenkongress zum Thema "Aus der Fülle handeln - Frauen gestalten Zukunft" statt. Dort gab es eine Gesprächsgruppe zum Thema Bibel in gerechter Sprache und die Texte im Abschlussgottesdienst waren selbstverständlich aus dieser Bibel. Sie ist nicht gedacht als die Bibelübersetzung sondern als eine mögliche. Ich denke jedoch, sie kann für uns Frauen bei unserer Arbeit sehr hilfreich sein und kann Sie nur ermuntern, mit dieser Ausgabe zu arbeiten.

Am 22.10.08 fand in Freiburg eine Fachtagung zur Bibel in gerechter Sprache statt. Nun war sie schon zwei Jahre alt. Eine der Mitübersetzerinnen, Ina Breitmeier, referierte. Sie verdeutlichte uns, dass diese Bibel ein stetiger Prozess ist. Es gibt im Moment z.B. Überlegungen einer größeren Einheitlichkeit. Die 10 Gebote in den Büchern Exodus und Deuteronomium sind völlig verschieden übersetzt, obwohl ihr Wortlaut im Hebräischen so verschieden nicht ist. Da ist die Frage, ob Pluralität oder Einheitlichkeit der Leitgedanke sein sollen. Der Prozess geht weiter, es sind Überlegungen zu einer Revision im Gange. Ich finde es spannend, die neuen Überlegungen zu beobachten.

Beispiele:

Im Matthäusevangelium heißt es quasi im Alten Bund hätte es Auge um Auge, Zahn um Zahn geheißen, Jesus setzt neue Gesetze dagegen, wenn er sagt, ich aber sage euch. So wird das Christentum als etwas radikal Neues manifestiert. In Wirklichkeit jedoch gibt es eine Kontinuität zwischen AT und NT. Dies wird durch die andere, behutsamere Sprache der BiG deutlicher. Nach Ende des jüdischen Krieges 70/71 n. Chr und der Zerstörung Jerusalems, war das jüdische Leben am Boden. Es gab noch Widerstandsreste, die sich 136 n. Chr, zum Bar Kochbaaufstand, sammelten. Das bedeutet, zur Abfassungszeit der Evangelien standen die "Sieger" des Streits um Juden- oder Heidenmission fest. Am Anfang findet Paulus bei seinen Missionsreisen noch viele jüdische Diasporagemeinden vor, in denen nach Jesu Tod die Berichte von den Ereignissen um Jesus ankamen und die Ausgangspunkt für die jungen entstehenden Urgemeinden waren. Wenn Paulus nach Ephesus oder in andere Orte kommt, findet er dort jüdische Gemeinden vor. Darum geht auch der Streit um Juden- oder Heidenmission, sprich, müssen die Neubekehrten erst Juden werden (mit Beschneidung, Einhaltung der Speisevorschriften) oder können sie als Christen ohne diese Gesetze leben und werden nur auf Christus getauft? Nach Ende des Krieges gab es kaum noch Widerstand und Rom wurde endgültig als Besatzungsmacht anerkannt. Mit dieser Macht wollte man keine Probleme. Also versuchten die Evangelisten auch, die Römer in einem einigermaßen guten Licht erscheinen zu lassen, alleine wenn bei Lukas das Weihnachtsevangelium in die Zeit des Kaisers Augustus und seiner Pax Augusta gelegt wird, also in friedliche Zeiten. Mit dem Beginn der friedvollen Ära im römischen Reich beginnt auch der Stern des Friedensfürsten Jesus aufzugehen. Diese Parallele hat für Lukas eine nicht unerhebliche Bedeutung. Aber in dem Maße, in dem damit die römischen Machthaber in ein positives Licht gesetzt werden und ihr Anteil an der Ausbreitung des Evangeliums eher positiv geglättet wird, wird die jüdische Religion und das jüdische Volk negativer geschildert, so dass das Problem eines späteren Antisemitismus darin seine Wurzeln hat.

Jesus weiß, als er seine Bergpredigt von der Feindesliebe hält, auch um die Gefahr, wenn er die Menschen gegen der römischen Besatzungsmacht aufwiegelt, er ahnt, dass es Krieg geben wird. Die Strömungen im Judentum, die für eine machtvolle Auflehnung gegen die Obrigkeit plädierten, waren die Verlierer. Daher ist Jesu Mahnung zur Friedfertigkeit auch damals im Schmelztiegel Naher Osten eine politisch weise Entscheidung.

Mt 5, 38

"Ihr habt gehört, daß gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn. Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin." (Einheitsübersetzung)

"Ihr habt gehört, dass Gott gesagt hat: Auge um Auge und Zahn um Zahn. Ich lege euch das heute so aus: Leistet dem Bösen nicht mit gleichen Mitteln Widerstand. Vielmehr, wenn dich jemand auf die rechte Backe schlägt, halte ihm auch die andere Backe hin." (BigS)

und Von der Liebe zu den Feinden: 5,43-48

"Ihr habt gehört, daß gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er läßt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er läßt regnen über Gerechte und Ungerechte. "(Einheitsübersetzung)

"Ihr habt gehört, dass Gott gesagt hat: Liebe deine Nächste und deinen Nächsten und hasse die feindliche Macht. Ich lege das heute so aus: Begegnet denen, die euch Feindschaft entgegenbringen, mit Liebe und betet für die, die euch verfolgen. So werdet ihr Töchter und Söhne Gottes, eures Vaters und eurer Mutter im Himmel, die ihre Sonne über Böse und Gute aufgehen lässt und es über Gerechte und Ungerechte regnen lässt." (BigS)

Eine bedeutende Stelle für eine Sprache, die nicht antisemitisch ist, ist auch 1 Kor, 18 ff.

Die Botschaft vom Kreuz:

"Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verlorengehen, Torheit; uns aber, die gerettet werden, ist es Gottes Kraft. Es heißt nämlich in der Schrift: Ich lasse die Weisheit der Weisen vergehen und die Klugheit der Klugen verschwinden. Wo ist ein Weiser? Wo ein Schriftgelehrter? Wo ein Wortführer in dieser Welt? Hat Gott nicht die Weisheit der Welt als Torheit entlarvt? Denn da die Welt angesichts der Weisheit Gottes auf dem Weg ihrer Weisheit Gott nicht erkannte, beschloß Gott, alle, die glauben, durch die Torheit der Verkündigung zu retten. Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit. Wir dagegen verkündigen Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen, und das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen. Seht doch auf eure Berufung, Brüder! Da sind nicht viele Weise im irdischen Sinn, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme, sondern das Törichte in der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen. Und das Niedrige in der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt: das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zu vernichten, damit kein Mensch sich rühmen kann vor Gott. Von ihm her seid ihr in Christus Jesus, den Gott für uns zur Weisheit gemacht hat, zur Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung. Wer sich also rühmen will, der rühme sich des Herrn; so heißt es schon in der Schrift." (Einheitsübersetzung)

"Denn das Wort vom Kreuz ist denen Dummheit, die verloren gehen, denen aber, die gerettet werden, ist es Kraft Gottes. Denn es steht in der Schrift: Ich zerstöre die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Forschenden setze ich ins Unrecht. Wo sind die Weisen? Wo sind die Gelehrten? Wo sind die, die in dieser Weit das Wort führen? Hat Gott nicht die Weisheit der Welt als Dummheit erwiesen? Die Welt hat Gott mit ihrer Weisheit nicht erkannt - weil die Weisheit Gottes es nicht zugelassen hat. Deshalb hat Gott es den Glaubenden geschenkt, sie durch die Einfalt der Verkündigung zu retten. Es gibt jüdische Menschen, die Zeichen Gottes erwarten, und griechische Menschen, die Weisheit suchen; doch wir verkündigen den gekreuzigten Messias. Manchen jüdischen Menschen ist das ein Ärgernis, manche aus den Völkern sehen darin eine Dummheit. Denen, die von Gott gerufen werden, ob jüdische oder nichtjüdische Menschen, verkörpert der Messias göttliche Macht und göttliche Weisheit. Denn die Einfalt Gottes ist weiser als die Menschen, und Gottes Schwachheit ist stärker als die Menschen. Seht doch eure Berufung an, Geschwister: Es sind nämlich nicht viele Weise von ihrer Herkunft her, nicht viele Mächtige, nicht viele aus den Elitefamilien unter euch. Vielmehr hat Gott die Ungebildeten der Welt erwählt, um die Weisen zu beschämen: und die Schwachen der Welt hat Gott erwählt, um die Starken zu beschämen. Und die Geringen und die Verachteten der Welt hat Gott erwählt, die nichts gelten, um denen, die etwas sind, die Macht zu nehmen. Das geschieht, damit sich kein Mensch aufgrund von Wohlstand und Erfolg von Gott unabhängig wähnt, denn durch Gott seid ihr mit dem Messias Jesus verbunden, der uns von Gott her zur Weisheit geworden ist, und zur Gerechtigkeit und Heiligung und Befreiung. So geschieht, was geschrieben steht: Wer groß sein will, preise die Größe der Ewigen." (BigS)

Gal 5, 18 zeigt uns, wie eine heutige Sprache, Texte verständlicher werden lassen kann:

"Wenn ihr euch aber vom Geist führen laßt, dann steht ihr nicht unter dem Gesetz. Die Werke des Fleisches sind deutlich erkennbar: Unzucht, Unsittlichkeit, ausschweifendes Leben, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Spaltungen, Parteiungen, Neid und Mißgunst, Trink- und Eßgelage und ähnliches mehr. Ich wiederhole, was ich euch schon früher gesagt habe: Wer so etwas tut, wird das Reich Gottes nicht erben." (Einheitsübersetzung)

"Wenn ihr euch aber von der Geistkraft leiten lasst, steht ihr nicht unter der Gesetzesanordnung. Was jedoch die Gleichschaltung mit der herrschenden Weltordnung hervorbringt, ist offenbar: Das sind Missbrauch von Sexualität, Zu-Dreck-Werden des Menschen, Zügellosigkeit; das sind Dienst an den Götzen und Hantieren mit bösen Zauberkräften, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Konkurrenzdenken, Entzweiungen, Cliquenwirtschaft, - Missgünsteleien; das sind Trinkereien, wüste Gelage und dergleichen. Von diesen Dingen sage ich euch voraus, wie ich es schon getan habe: Diejenigen, die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben." (BigS)

Ein so schwieriger Text wie die christliche Familienordnung bei Paulus in Eph 5, wird auch von der BigS behutsam übertragen:

Über die christliche Familienordnung: 5,21 - 6,9

"Einer ordne sich dem andern unter in der gemeinsamen Ehrfurcht vor Christus. Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn (Christus); denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Kirche ist; er hat sie gerettet, denn sie ist sein Leib. Wie aber die Kirche sich Christus unterordnet, sollen sich die Frauen in allem den Männern unterordnen. Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat, um sie im Wasser und durch das Wort rein und heilig zu machen. So will er die Kirche herrlich vor sich erscheinen lassen, ohne Flecken, Falten oder andere Fehler; heilig soll sie sein und makellos. Darum sind die Männer verpflichtet, ihre Frauen so zu lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst. Keiner hat je seinen eigenen Leib gehaßt, sondern er nährt und pflegt ihn, wie auch Christus die Kirche. Denn wir sind Glieder seines Leibes. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die zwei werden ein Fleisch sein. Dies ist ein tiefes Geheimnis; ich beziehe es auf Christus und die Kirche. Was euch angeht, so liebe jeder von euch seine Frau wie sich selbst, die Frau aber ehre den Mann. Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern, wie es vor dem Herrn recht ist. Ehre deinen Vater und deine Mutter: Das ist ein Hauptgebot, und ihm folgt die Verheißung: damit es dir gut geht und du lange lebst auf der Erde. Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern erzieht sie in der Zucht und Weisung des Herrn! Ihr Sklaven, gehorcht euren irdischen Herren mit Furcht und Zittern und mit aufrichtigem Herzen, als wäre es Christus. Arbeitet nicht nur, um euch bei den Menschen einzuschmeicheln und ihnen zu gefallen, sondern erfüllt als Sklaven Christi von Herzen den Willen Gottes! Dient freudig, als dientet ihr dem Herrn und nicht den Menschen. Denn ihr wißt, daß jeder, der etwas Gutes tut, es vom Herrn zurückerhalten wird, ob er ein Sklave ist oder ein freier Mann. Ihr Herren, handelt in gleicher Weise gegen eure Sklaven! Droht ihnen nicht! Denn ihr wißt, daß ihr im Himmel einen gemeinsamen Herrn habt. Bei ihm gibt es kein Ansehen der Person." (Einheitsübersetzung)

"Ordnet euch einander unter in Ehrfurcht vor Christus. Ihr Frauen euren Männern, wie dem, der über euch Herr ist! Denn ein Mann ist Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Kirche ist, er ist Retter des Leibes. Darum, wie die Kirche sich dem Christus unterwirft, so auch die Frauen den Männern in allem. Ihr Männer, liebt die Frauen, ebenso wie Christus die Kirche geliebt hat und sich selbst für sie gegeben hat, um sie zu heiligen, indem er sie durch das Wasserbad im Wort reinigte. Somit stellte er sich die Kirche als eine Glänzende vor Augen, die keinen Flecken, Runzeln oder Ähnliches hat, sondern die heilig und fehlerlos ist. Die Männer müssen ihre Frauen ebenso lieben wie den eigenen Körper. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst. Denn niemand hat je sein eigenes Fleisch gehasst, sondern er pflegt und hegt es, wie auch Christus die Kirche, denn wir sind Glieder seines Leibes. Dafür wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und die zwei werden ein Fleisch sein. Dieses Geheimnis ist groß. Ich rede aber in Bezug auf Christus und die Kirche. Indessen auch ihr, jeder Einzelne, soll seine Frau ebenso lieben wie sich selbst, die Frau aber soll dem Mann Ehrfurcht erweisen, Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern, die zum Herrn gehören! Denn dies ist gerecht Ehre deinen Vater und deine Mutter, dies ist das erste Gebot mit einer Verheißung, nämlich: damit es dir gut gehe und du lange lebst im Land! Auch ihr Väter, macht eure Kinder nicht zornig, sondern zieht sie auf mit Bildung und Belehrung dessen, der über uns Herr ist! Ihr Sklavinnen und Sklaven gehorcht denen, die auf der Erde Herrschaft über euch ausüben, mit Furcht und Zittern in Aufrichtigkeit eures Herzens, wie dem Christus, nicht mit augenfälliger Sklavenhaltung, als wolltet ihr Menschen gefallen, sondern als Sklaven Christi, die Gottes Willen von Herzen tun. Mit Wohlwollen dient gleichsam unserem Herrn und nicht Menschen. Denn ihr wisst, dass alle, wenn sie etwas Gutes tun, dieses von unserem Herrn zurückerhalten, seien es versklavte Personen oder freie. Auch ihr Herren, behandelt sie in gleicher Weise, indem ihr das Drohen weglasst, weil ihr wisst, dass ihr und euer Herr in den Himmeln ist und es bei ihm kein Ansehen der Person gibt." (BigS)

Zuletzt wollen wir noch einen kurzen Blick ins AT werfen.

Das hebräische Wort ruach ist weiblich, es ist Gottes Geist, die Geisteskraft, die "Geistin" und damit haben viele feministische Theologinnen auch begründet, dass von Anfang an weibliche Kräfte in der Schöpfung wirkten. Die BigS hat sich für Gottes Geistkraft entschieden, neutral, weder männlich, noch weiblich, so wie das Göttliche für mich ist.

Einer der schlimmsten Texte für Frauen war über Jahrhunderte hinweg Gen 2, die Erschaffung des Menschen. In der Einheitsübersetzung heißt es: Da formte Gott, der Herr, den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen." (Wortspiel mit den Ausdrücken für Ackerboden (adamáh) und Mensch (adám). Und weiter geht es mit: "Aber eine Hilfe, die dem Menschen entsprach, fand er nicht. Da ließ Gott, der Herr, einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, so daß er einschlief, nahm eine seiner Rippen und verschloß ihre Stelle mit Fleisch. (21-23: Da sich Israel die Vielheit der Menschen nicht ohne eine gemeinsame Abstammung vorstellen kann, andererseits keinen doppelgeschlechtlichen Urmenschen kennt wie andere Völker, stellt man sich vor, die Frau sei irgendwie aus dem Mann entstanden. Bei der in Israel geläufigen Redensart "ein Bein und ein Fleisch" für enge Verwandtschaft und Gemeinschaft - man kannte keine Verwandtschaft dem Blut nach - lag es nahe, an die Entstehung der Frau aus dem "Bein und Fleisch" des Mannes zu denken. Nur Gott konnte die Frau auf diese Weise entstehen lassen.) Gott, der Herr, baute aus der Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, eine Frau und führte sie dem Menschen zu. Und der Mensch sprach: Das endlich ist Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch. Frau soll sie heißen; denn vom Mann ist sie genommen. (Die Ausdrücke für Mann (isch) und Frau (ischáh) sind im Hebräischen ähnlich) Darum verläßt der Mann Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau, und sie werden ein Fleisch."

Damit hat die Einheitsübersetzung schon versucht, diesen Text, der immer als Beweis für die Überlegenheit des Mannes galt, obwohl im Hebräischen klar ist, dass der Erdling zunächst kein Geschlecht hat, erst später kommt die Trennung in das Männliche und Weibliche, aber isch und ischah sind eng miteinander verbunden, zu entschärfen. Ich habe extra auch die Anmerkungen der Jerusalemer Bibel mit wiedergegeben, denn sie versuchen, uns den eigentlichen Sinn des Textes zu verdeutlichen und die Übersetzung verständlich zu machen. In der Lutherbibel wird das, was im Mittelalter Glaube war und auch in vielen Bilder dargestellt wurde, deutlicher:

Und Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei.( Wörtlich: ich will ihm eine Hilfe schaffen als sein Gegenüber (d. h. die zu ihm paßt). Und Gott der HERR machte aus Erde alle die Tiere auf dem Felde und alle die Vögel unter dem Himmel und brachte sie zu dem Menschen, daß er sähe, wie er sie nennte; denn wie der Mensch jedes Tier nennen würde, so sollte es heißen. Und der Mensch gab einem jeden Vieh und Vogel unter dem Himmel und Tier auf dem Felde seinen Namen; aber für den Menschen ward keine Gehilfin gefunden, die um ihn wäre. Da ließ Gott der HERR einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen, und er schlief ein. Und er nahm eine seiner Rippen und schloß die Stelle mit Fleisch. Und Gott der HERR baute eine Frau aus der Rippe, die er von dem Menschen nahm, und brachte sie zu ihm. Da sprach der Mensch: Das ist doch Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin nennen, weil sie vom Manne genommen ist. ( Luther versucht mit "Männin" und "Mann" ein hebräisches Wortspiel wiederzugeben). Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden sein ein Fleisch.

In der BigS lautet der Text:

Adonaj, also Gott, nahm das Menschenwesen und brachte es in den Garten Eden, ihn zu bearbeiten und zu beaufsichtigen ... Dann sagte Adonaj, also Gott: "Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will für ihn eine Hilfe machen, so etwas wie ein Gegenüber. Da bildete Adonaj, also Gott, aus Ackererde alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und brachte sie zum Menschen, um zu beobachten, wie er sie nennen würde. Ganz so wie nefesch der Mensch - das atmende Leben - sie nennen würde, so sollte ihr Name sein. Da gab der Mensch allem Vieh, den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes Namen. Aber für das Menschenwesen fand sich keine Hilfe, die so etwas wie ein Gegenüber wäre. Da ließ Adonaj, also Gott, einen Tiefschlaf auf das Menschenwesen fallen, dass es einschlief, nahm eine von seinen Seiten und verschloss die Stelle mit Fleisch. Dann formte Adonaj , also Gott, die Seite, die sie dem Menschenwesen entnommen hatte, zu einer Frau um und brachte sie zu Adam, dem Rest des Menschenwesens. Da sagte der Mensch als Mann: "Dieses Mal ist es Knochen von meinen Knochen, und Fleisch von meinem Fleisch! Die soll Ischscha, Frau, genannt werden, denn vom Isch, vom Mann, wurde die genommen!" Deshalb wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und sich mit seiner Frau verbinden. Sie werden ein Fleisch sein."

Für manche Menschen mögen die Anmerkungen und Überlegungen nur Spitzfindigkeiten sein, aber sie haben mit dazu beigetragen, ein ganz bestimmtes Denken, nämlich das einer Vorrangstellung, zu unterstützen, daher ist Übersetzung auch eine Übertragung eines ganz bestimmten Denkens einer ganz bestimmten Epoche in heute mögliche Vorstellungen, die so geartet ist, dass sie damit auch dem ursprünglichen Text gerecht wird.

(Marieluise Gallinat-Schneider)