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Marieluise Gallinat-Schneider

Gemeindereferentin in Bruchsal

Predigten von Marieluise Gallinat-Schneider

Ansprache beim Dankgottesdienst der Kommunionkinder, 9. Juli 2022 16 Uhr in St. Paul

In Gottes Haus

Die Segnung der Kinder 13 Da brachte man Kinder zu ihm, damit er sie berühre. Die Jünger aber wiesen die Leute zurecht. 14 Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn solchen wie ihnen gehört das Reich Gottes. 15 Amen, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. 16 Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie. (Mk 10, 13 ff)

Liebe Kinder, liebe Familien,

Bei mir bist du groß!“ – so lautet das Leitwort unserer Erstkommunionaktion 2022. Die Worte und das Bildmotiv greifen dabei die bekannte Begegnung des Zollpächters Zachäus mit Jesus in Jericho auf, von der im Lukasevangelium (Kapitel 19, Verse 1–10) berichtet wird.

Seit November 2021 hat uns dieser Satz begleitet. Wir haben in Weggottesdiensten, bei Vinzi und letzten Sonntag bei der Erstkommunion über diesen Zachäus nachgedacht, auf den sich der Satz bezieht. Als es zu Beginn darum ging, dazu auch ein passendes Mottolied zu überlegen, fiel mir das Lied von Hella Heizmann ein:

In Gottes Haus sind offene Türen, für jung und alt, für Arm und Reich.
In Gottes Haus ist jeder willkommen und seine Liebe ist für alle gleich.
Da kann ich singen und mich freun oder auch mal traurig sein, da find ich Freunde, die mich mögen.
Da wird gefeiert und gelacht oder auch mal nachgedacht, da ist man zusammen, fühlt sich wohl.
In Gottes Haus …
Da wird das Beten ganz normal, Bibellesen keine Qual, da lerne ich Jesus besser kennen.
Da sagt man nie „Du bist zu klein, Du musst erst mal größer sein, bevor du verstehen kannst wer Gott ist“.

Gerade der letzte Satz sagt genau das aus, was das Erstkommunionmotto auch deutlich machen will, niemand ist bei Jesus zu klein.

Als wir im Vorbereitungskreis überlegten, wie wir das Motiv umsetzten, sind wir nicht direkt auf das eingegangen, was das Bonifatiuswerk vorgab, nämlich Zachäus auf dem Baum, dem Jesus die Hand reicht. Nein, für uns war der Satz, „in Gottes Haus sind offene Türen“ genauso wichtig. Wir zeigen hier eine Kirche, sogar mit einer Uhr, die richtig geht. Die Kirche hat die Türe weit geöffnet. Die Kommunionkinder schauen zu den Fenstern raus. Alle sind eingeladen. Dies wird auch bei Zachäus deutlich, der den Menschen zu viel Zoll abverlangt hat und dennoch reicht Jesus ihm die Hand und verspricht, „noch heute werde ich bei Dir zu Gast sein“. Bei Jesus ist jeder und jede eingeladen, er schaut nicht nach der Größe, nicht danach, welche Fehler wir haben und wer wir sind. Jesus liebt und vergibt, er hat Mitgefühl, er stellt die Menschen in den Mittelpunkt. Mir bedeutet dieser Bericht von Zachäus aus dem Lukasevangelium sehr viel, ich habe darüber schon einige Bibelabende gemacht.

Albert Biesinger der Tübinger Religionspädagoge verbindet in seinem Kommunionvorbereitungsbuch „Gott mit neuen Augen sehen“ die Geschichte von Zachäus mit der Aussage: „Jesus lädt alle ein“. So wie mit Zachäus hat Jesus auch mit seinen Freunden und anderen Menschen zusammengesessen und gegessen

Jesus lädt uns alle ein, bei ihm dürfen wir zu Gast sein. Jesus rügt den Zöllner nicht für sein Verhalten, sondern lädt sich bei ihm ein. Das Mahl, das gemeinsame Essen spielt in der Bibel immer eine große Rolle. Es geht darum, miteinander Gemeinschaft zu erfahren. Seit einer Woche dürft ihr Jesus auch im Mahl erleben, dürft ihn empfangen.

Im Orient ist das Gastmahl etwas sehr wichtiges. Jesus hat sich mit vielen anderen Menschen an einen Tisch gesetzt, mit Frauen und Männern, mit Armen und Reichen, mit Kleinen und Großen.

Dies wird auch im heutigen Evangelium deutlich. Auch hier geht es darum, dass die Kleinen von den Jüngern abgewiesen werden sollen. Aber Jesus zeigt deutlich: „Bei mir bist Du groß“, er zeigt, dass die Kinder herzlich willkommen sind. Er segnet sie. Was Segen bedeutet, haben wir im letzten Vinzi-Gottesdienst erfahren.

Jesus zeigt deutlich, dass ihnen, den Kleinen, den Unwichtigen, aber auch den Sündern, sein Segen, seine Liebe gilt.

So seid auch ihr herzlich willkommen, in Gottes Haus, im Gottesdienst, bei Jesus, in seiner Liebe.

Jesus hat mit Menschen zusammen gegessen, um zu zeigen, so groß ist Gottes Liebe, dass ich an seinem Tisch eingeladen bin so wie ich bin.

Wir haben in den letzten 2 Jahren durch Corona auch viele Situationen erlebt, in denen wir keine Gemeinschaft erfahren konnten und durften. Aber wir haben wenigstens immer versucht, den Gottesdienst aufrecht zu erhalten. Wir haben in den Weggottesdiensten das gemacht, was im Lied besungen wird, wir haben gebetet, gesungen, in der Bibel gelesen und so Jesus besser kennengelernt. Wir haben erfahren, Gottes Liebe gilt uns allen gleich.

Vielleicht überlegen manche von den Erwachsenen, dass sie es auch schon anders erlebt haben – oder das Kirche es ihnen schwer macht, sich dort herzlich willkommen zu fühlen. Mag sein, ich weiß, dass es solche Situationen gibt. Aber ich kann Ihnen versichern, die biblischen Aussagen belehren uns eines Besseren. Sie sagen uns ganz deutlich, wir sind in Gottes Haus willkommen, heute und immer. Daher hoffe ich, ihr denkt dran, die Türen von Gottes Haus stehen weit offen. Behaltet dieses Bild Eurer Kirche noch lange in Erinnerung, denkt an die Gemeinschaft, die offenen Türen und die Einladung Jesu zurück.

Amen.

(Marieluise Gallinat-Schneider)