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Marieluise Gallinat-Schneider

Gemeindereferentin in Bruchsal

Predigten von Marieluise Gallinat-Schneider

Christi Himmelfahrt, 9. Mai 2013, Wiese beim Sancta Maria, Bruchsal

Lesung

Beim gemeinsamen Mahl gebot er ihnen: Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters, die ihr von mir vernommen habt. Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft. Als sie nun beisammen waren, fragten sie ihn: Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her? Er sagte zu ihnen: Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat. Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde. Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, standen plötzlich zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen. (Apg 1,1-11)

"Like father, like son", so heißt ein Lied aus dem Musical Aida von Elton John. Und es heißt weiter, Son you're nervous, take my hand. Im Deutschen ungefähr: "Wie der Vater, so auch der Sohn, Sohn, du bist nervös, also reich mir die Hand".

Liebe Gemeinde, liebe Kinder,

dies ist für mich der Song für den heutigen Tag. Denn es ist klar, wenn wir die Menschen auf der Straße fragen, wieso heute Feiertag ist, kann ich mir deren Antwort lebhaft vorstellen. Die meisten werden sagen, heute ist Vatertag! Ein Tag, an dem wir Ausflüge in die Natur machen, den Mai genießen, an dem auch Väter mit Freunden und Vereinen einen drauf machen. Einige Väter werden den Tag vielleicht sogar mit ihren Söhnen verbringen und diese an ihrer Welt teilhaben lassen.

Oft ist es nicht nur ein Tag der Väter, viele Familien nutzen ihn, um Ausflüge zu machen, denn sie haben frei, also haben sie Zeit, die sie mit ihren Kindern verbringen können, es gibt Picknick im Freien, man kann etws anschauen und Spiele machen, radfahren und wandern. Das machen wir heute auch, wir sind hier im Freien, wir wollen nachher noch ein Picknick machen.

Aber deswegen sind wir nicht zuallererst hier. Zunächst einmal haben wir uns mit vielen Familien, mit vielen Menschen zum Gottesdienst versammelt. Wir Christen feiern heute ein Fest, aber nicht Vatertag.

Es ist ein komisches Fest. Es ist uns unbegreiflich, was da passiert. So richtig verstehen wir es nicht. Jesus ist nach seinem Tod am Kreuz von den Toten auferstanden und hat sich dann seinen Jüngern noch an verschiedenen Orten gezeigt, einer dieser Orte war Emmaus. Den biblischen Bericht über den Gang der Jünger haben die Kinder von St. Peter als Evangelium für ihre Erstkommunion gewählt. Ein gutes Beispiel, denn auf dem Weg nach Emmaus erklärt Jesus seinen Jüngern viele Dinge. Er versucht ihnen begreiflich zu machen, was passiert ist. Das ist der Grund, wieso Jesus zunächst eine Zeit als Auferstandener in Samarien, Galiläa und Jerusalem auftritt. Es sind wieder 40 Tage, wie die 40 Tage der Fastenzeit, biblisch scheint dies eine ausreichende Zeit der Vorbereitung zu sein. In diesem Zeitraum hat Jesus sich nun als Auferstandener gezeigt, damit die Menschen es begreifen können, auch wenn dies kaum möglich ist, weil die Auferweckung etwas ist, was wir nicht mit dem Verstand erfassen können.

Ich denke, Jesus hat damit seinen Jüngerinnen und Jüngern helfen wollen, damit sie aus ihrer Erstarrung auftauten und wieder handeln konnten. Plötzlich fassten die Freunde Jesu wieder Mut und haben angefangen, selbst von den Ereignissen zu reden, die sie erlebt haben.

Für mich hat das Ganze in doppelter Hinsicht viel mit Vatertag zu tun. Zunächst ist da Jesus, der wie ein Vater handelt. Wenn Eltern weggehen, und ihre Kinder alleine lassen, planen sie vorher. Sie geben ihnen Ermahnungen, Handlungsanweisungen, sie sagen, was die Kinder nicht dürfen, was sie sollen und was zu tun ist, wenn etwas nicht klappt. Und sie sorgen sich um ihren Nachwuchs. Ich denke, dass kennen alle, die hier versammelt sind. Manchmal nerven die Anweisungen und Verhaltensmaßregeln, manchmal können sie hilfreich sein. Und heute gibt es dazu sicherlich auch die Handynummer, falls mal gar nichts mehr klappt.

Jesus macht es nicht anders. Im eben gehörten Lesungstext aus der Apostelgeschichte sagt Jesus, dass die Jünger nicht aus Jerusalem weggehen sollen, bis sie die Verheißung des Vaters bekommen. Weiter sagt er ihnen, dann, wenn sie diese Verheißung durch den Heiligen Geist bekommen haben, dann sollen sie die frohe Botschaft nicht nur in Samarien, Galiläa und Jerusalem sondern bis an die Enden der Erde verkünden. Dafür spricht er ihnen Mut zu, denn das müssen sie alleine schaffen, ohne ihn. Um sie zu stärken, um sie quasi erwachsen genug für diese Aufgabe zu machen, ist er noch dageblieben. Und der Heilige Geist, der ihnen 10 Tage später - an Pfingsten - als Stärkung verliehen wird, ist so was wie die Notfallhandynummer.

Aber bis dahin dauert es noch etwas. Am heutigen Festtag ist Jesus nun nicht mehr der Vater, der sich um seine Freunde sorgt, sondern der Sohn. Er wird nun von seinem Vater gerufen, der nimmt ihn zu sich. Er lässt die Jünger zurück, die es nun alleine schaffen müssen, er denkt, sie sind nun mutig genug, um es selbst in die Hand zu nehmen. Jesus dagegen, der Sohn, wird von seinem Vater aufgenommen. Das feiern wir heute und wir feiern es mit einem Familiengottesdienst, mit anschließendem Picknick, wir feiern es als Familien. Wir feiern, dass Jesus eine Heimat bei seinem Vater bekommt, wie auch Kinder von ihren Vätern, von ihren Eltern Heimat bekommen. Jesus wird wie im Lied von Elton John nun vom Vater an die Hand genommen. Er hat seine Jünger an die Hand genommen, bis sie selber handeln konnten. Und die waren sicher am Anfang mehr als nur ein bisschen nervös. Die Ereignisse rund um seine Verhaftung und seinen Tod haben sie in große Angst versetzt. Durch seine Hilfe haben sie aber wieder Mut. Nun kann Jesus sich fallen lassen, er hat seine Aufgabe erfüllt, er kann sich in die Hand seines Vaters im Himmel fallen lassen, er wird von Gott an die Hand genommen. Das bedeutet dieser Festtag Christi Himmelfahrt. Damit ist diese Himmelfahrt eine Geschichte von Vätern und Söhnen, also doch ein Vatertag.

Amen.

(Marieluise Gallinat-Schneider)