Der Isenheimer Altar

und seine Botschaft


Zurück-Button Joseph Bernhart über den gefiederten Engel des "Engelkonzerts"

"Indes halte ich den Kopfschmuck für ein Konstitutum aus Federn und Blumen, der Farbe nach Violaceen, vielleicht Viola tricoloi (Stiefmütterchen). Nimmt man die Edelsteine der Fingerringe hinzu, so ergibt sich eine Vertretung der drei Naturreiche. Sie hat angesichts der katholischen Engellehre nichts überraschendes. Nach ihr erstreckt sich das Amt der Engel auf die organische und anorganische Materie, auf Sterne, meteorologische Phänomene, die vier Elemente, Humus, Pflanzen und Tiere. Nach Origenes walten Engel bei der Geburt von Tieren, Epiphanius nennt Wolken, Regen, Schnee, Hagel, Eis, Wärme, Kälte, Blitz, Donner, Jahreszeiten, Winde usf. als Dinge, deren Vollzug Engel besorgen. Diese Anschauungen waren religionsgeschichtlich vorgegründet, das Christentum stützte sie kanonisch auf Stellen der Bibel. "Lobet den Herrn auf der Erde, ihr Seiten-Icon 43 Ungeheuer und alle Tiefen! Feuer, Hagel, Schnee, Eis, Sturmwind, die sein Wort ausrichten" (Pf 148,8) ⋅1⋅. "Der du wandelst auf den Flügeln der Winde; der du machest deine Engel zu Winden und deine Diener zu brennendem Feuer" (Ps 103,3f.). Eine Kombination aus Flurgeist und Windengel hat auch Grünewald geschaffen, und der Ort, den er im Bilde einnimmt, bezeichnet ihn als Glied letzten Ranges in der Hierarchie der Geister. Zusammen mit dem himmlischen und dem menschlichen Bruder ⋅2⋅ vollendet er die Huldigung des Erschaffenen." ⋅3⋅

Zurück-Button Anmerkungen

1 Offenbar Druckfehler. Gemeint ist Ps 148,8. Zur Anmerkung Button

2 Gemeint sind die beiden anderen großen Engelgestalten des Himmelskonzertes. Zur Anmerkung Button

3 Joseph Bernhart, Die Symbolik im Menschwerdungsbild des Isenheimer Altars (München 1975) 43-44. Zur Anmerkung Button